Geographische Bildung als offene Handlungspraktik!? Neue Wege und Möglichkeiten der Gestaltung digitaler Lehre mittels freier Bildungsressourcen
Abstract der Sitzung
In einer Kultur der Digitalität ändern sich gesellschaftliche Kommunikations- und Aneignungsprozesse, die zugleich wesentliche Säulen von Erkenntnis- und Bildungsprozessen sind, grundlegend. Dabei ist einerseits die Kompetenzvermittlung über und durch das Digitale immanent mit den alltäglichen Phänomenen der Digitalität als Bildungsgegenstand selbst sowie dementsprechenden fachlichen Bildungsanliegen verknüpft. Andererseits sehen sich bislang geschlossene Professionsbereiche zunehmend mit einer Öffnung ihrer fachlichen, institutionellen sowie organisationalen Handlungspraktiken konfrontiert, da die Zirkulation von Wissen innerhalb offener informationaler Ökosysteme untrennbar mit Praktiken des Teilens und kollaborativen Formen der Co-Produktion von Wissen verknüpft ist.
Für geographische Bildungsbezüge sind „Digitalität“ und „Openess“ aktuelle Schlagworte, die sich im Diskurs um freie Bildungsmaterialien – Open Educational Resources (OER) – widerspiegeln. Dabei geht es darum, Lehr- und Lernmaterialien unter einer offenen Lizenz rechtssicher zu erstellen, nachzunutzen und weiterzuverbreiten. Allerdings ist die bloße materialbezogene Perspektive auf OER als Modus Operandi müdigkeitsorientierter digitaler Bildungsprozesse nicht ausreichend. Vielmehr bedarf es fachlicher Perspektiven auf dementsprechende Vermittlungs- und Aneignungsprozesse sowie einer grundsätzlich offenen Haltung im Umgang mit Bildungsmaterialien im Sinne eines gemeinschaftlichen Konsenses über Qualität, Prozess und Verfügbarkeit, wie er im Begriff der Open Educational Practices (OEP) angelegt ist. Im Sinne praxisbezogener Gemeinschaften (Community of Practice) sind Adressat\*innen von OER daher nicht nur Lehrpersonen, sondern auch Lernende selbst, und zugleich sind auch Lehrpersonen als Lernende zu verstehen.
Unsere Session lädt Beiträge ein, die geographische Bildung in Schule und Hochschule als OEP bzw. OER, in Theorie, Anwendung und Empirie, diskutieren. Es sollen Potenziale und Herausforderungen digitaler gestützter fachlicher Lehre aus der eigenen Praxis und entlang der folgenden Aspekte (nicht abschließend) reflektiert werden:
- Exemplarische OER geographischer Bildung; die bei ihrem Einsatz beobachtbaren OEP; OER-Partnerschaften / Kooperationsmodelle
- Gelingensbedingungen für den Transfer von OER-basierten Lernumgebungen sowie von offenen (Geo‑)Medien- u. digitalen Fachanwendungen zwischen unterschiedlichen Bildungsinstitutionen und -standorten
- Verankerung von OER-Kompetenz pädagogischer Fachkräfte sowie von Hochschullehrenden
- OER-Experimentierräume in Fachdidaktik und Fachwissenschaft, auch als Teil von Open Science, sowie an der Schnittstelle formaler und nonformaler Bildung
OEP stellen auch Fragen an uns als forschende Gemeinschaft, wie wir fachliche und wissenschaftliche Praxis gestalten und im Austausch lernen. Die Session bietet daher, in Verbindung zur “AG Geographische Bildung und Digitalisierung” des HGD, Vernetzungschancen im beschriebenen Kontext.