Die Kommodifizierung von Identität im Tourismus: Heuristischer Schlüssel zur kritischen Analyse von Machtstrukturen
Abstract
Dieser Vortrag thematisiert die Kommodifizierung der kubanischen Revolution im Tourismus in Kuba. Die touristische Kommodifizierung identitätsstiftender Elemente wird in der Literatur bislang zumeist als negativer Einfluss auf die Identität von Gastgebenden beschrieben. Jedoch offenbaren qualitativ-empirische Erhebungen, die in Kuba durchgeführt wurden, unerwartete Erkenntnisse. Sie deuten darauf hin, dass Kommodifizierung als heuristischer Schlüssel zur kritischen Untersuchung von Machtstrukturen im Tourismus und darüber hinaus verwendet werden kann. Durch die Untersuchung der Art und Weise, wie die Revolution im kubanischen Tourismus zur Ware gemacht wird, können Einblicke in die Dynamiken von Macht und Kontrolle in der Tourismusbranche und ihre weiteren Auswirkungen auf soziale Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit gewonnen werden.
Der Beitrag argumentiert, dass die Kommodifizierung der Revolution im kubanischen Tourismus eine Linse für das bessere Verständnis der komplexen Beziehungen zwischen Tourist*innen, Einheimischen und breiteren politischen und wirtschaftlichen Kräften, die die Tourismusentwicklung in Kuba prägen, bieten kann. Auf einer empirischen Grundlage aufbauend, wird die Weiterentwicklung des bisherigen theoretischen Verständnisses von Kommodifizierung im Tourismus vorgeschlagen. Anhand dieses neuen Verständnisses können durch die Analyse von Kommodifizierungsprozessen Machtstrukturen im Tourismus sowohl offengelegt als auch herausgefordert werden.
Aufbauend auf der Analyse schlägt der Beitrag transformative Wege zu einem sozial und ökonomisch nachhaltigeren Tourismus in Kuba vor. Durch die Kooperation mit lokalen Communities und ihre Ermächtigung, sich an der Entwicklung des Tourismus zu beteiligen, kann ein gerechterer und sozial ausgewogenerer Tourismus in Kuba geschaffen werden, der individuelle und kollektive Identitäten respektiert und eine nachhaltige Entwicklung unterstützt.
Insgesamt stellt der Vortrag die vorherrschende Ansicht infrage, dass Kommodifizierung stets die Identitäten der Gastgebenden unterminiert. Stattdessen wird argumentiert, dass insbesondere die kritische Untersuchung von touristischer Kommodifizierung ein erkenntnisförderndes Instrument zur Offenlegung von Machtstrukturen im Tourismus sein kann. Die hieraus abgeleiteten Erkenntnisse können wiederum zur Förderung der sozialen Nachhaltigkeit in der Branche beitragen – in Kuba und darüber hinaus.