Kritische Analyse des Tourismus: Zwischen alternativen Pfaden und transformativen Zukunftsvisionen (1/2)

Fachsitzung
Sitzungs-ID
FS-274
Sitzungsreihe
Gehe zu: Teil (2/2)
Termin
Mittwoch (20. September 2023), 14:30–16:00
Raum
SH 2.104
Sitzungsleitung
Moritz Langer (LMU München)
Sebastian Amrhein (Hochschule Rhein-Waal)
Kurz­be­schreib­ung
Ziel dieser Session ist es grundlegende Problematiken im Tourismus zu analysieren und nachhaltige transformative Konzepte zu thematisieren. Besondere Aufmerksamkeit soll der kritischen Reflektion von Machtstrukturen und strukturellen Herausforderungen der touristischen Praxis gelten.

Abstract der Sitzung

Die touristische Entwicklung der vergangenen Jahre hat zu stark divergierenden Perspektiven geführt. Während einerseits industrienahe Organisationen wie die UNWTO und WTTC fortlaufend auf ökonomische Kennzahlen als Beleg für den Erfolg der Branche verwiesen, wurden andererseits sowohl in touristischen Destinationen als auch in der Wissenschaft vermehrt kritische Betrachtungsweisen der Tourismusindustrie adaptiert. Mitunter entstanden zivilgesellschaftliche Protestbewegungen, die sich entschlossen der zunehmenden Kommodifizierung ihres Lebensumfelds entgegenstellten und die stetig steigenden Massen an Besuchenden nicht mehr hinzunehmen bereit waren. Reisebeschränkungen während der Pandemie unterbrachen jedoch sowohl die steten Wachstumszahlen der Branche wie auch die Proteste der Einwohner\*innen. Entstehende Bemühungen einer sozial- und ökologisch verträglicheren Gestaltung des Reisens kamen in Folge dessen weitestgehend zum erliegen, noch bevor grundlegende Probleme gelöst werden konnten. Vielmehr traten starke Abhängigkeiten vom globalen Tourismus sowie die Folgen von prekärer Beschäftigung und mangelnder staatlicher Sicherungssysteme zum Vorschein. Trotz der deutlichen Offenlegung struktureller Herausforderungen im Tourismus, scheint die Chance auf tiefgreifende Veränderungen die unter anderem die pandemische Pause bot, ungenutzt verstrichen zu sein. Durch gegenwärtige multiple Krisen wurde ersichtlich, dass eine Fortführung der Wachstums- und profitgetriebenen Tourismuspolitik der letzten Jahrzehnte nicht mit sozialen und ökologischen Grenzen vereinbar ist und die Branche Verantwortung für eine nachhaltige Transition übernehmen muss. Lösungen und Visionen für eine zukünftige Ausrichtung und Neugestaltung sind diesbezüglich dringend erforderlich, wurden jedoch bislang nicht in ausreichendem Maße implementiert.

Wir freuen uns über Beiträge, die grundlegende Problematiken im Tourismus analysieren und nachhaltige Zukunftsszenarien thematisieren. Besondere Aufmerksamkeit soll der kritischen Reflektion von Machtstrukturen und strukturellen Problemen der touristischen Praxis gelten. Aufbauend darauf sollen transformative Konzepte diskutiert werden.