Die Notwendigkeit regionaler Disparität in der Trinkwassernotversorgung angesichts hydrosphärischer Veränderungen

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 09:00–10:30
Sitzungsraum
SH 3.101
Autor*innen
Danielle Carbon (Universität Wien)
Kurz­be­schreib­ung
Wasserknappheit in der Versorgung mit Trinkwasser im Zuge des Klimawandels stellt neue Herausforderungen an das Trinkwassernotfallmanagement. Um diese zu adressieren bedarf es einer regionaleren Ausrichtung von Einsatzstrategien unter Berücksichtigung hydrosphärischer Veränderungen.
Schlag­wörter
Wasser, Dürre, Extremereignisse, regionale Geographie, Resilienz

Abstract

Prognosen im Hinblick auf den Klimawandel sehen eine Intensität in Qualität und Quantität von extremen Niederschlagsereignissen voraus, wobei sich bestehende hydrosphärische Speicher einer Region durch die veränderten Niederschlagsmuster langfristig verändern können. So ist in einigen Regionen Deutschlands bereits ein signifikanter Rückgang in Oberflächen- und Grundwasserspeichern messbar. Langanhaltende Dürreperioden stellen dabei eine Herausforderung für das komplexe sozial-ökologische System zwischen Wasserressourcen und Wasserbedarf in der öffentlichen Trinkwasserversorgung dar, welche sich auf die dauerhafte Verfügbarkeit von Ober- und Grundwasser stützt. Die Ergebnisse der NASA-Mission GRACE zeigen, dass insbesondere Regionen, deren Oberflächenwasser aufgrund langanhaltender Dürreperioden bereits stark zurückgegangen ist, dazu neigen, stattdessen Grundwasser zu nutzen. Die Wissenschaftler geben weiter zu bedenken, dass eine solche Substitution die lokale Betroffenheit einer Region jedoch weiter erhöhen kann, indem es die Wasserverfügbarkeit vor Ort weiter reduziert. Das Trinkwassernotfallmanagement fußt aber hauptsächlich auf der Entnahme und Aufbereitung von Oberflächenwasser (z. B. mobil via Tankwägen) und Grundwasser (z. B. statisch via Notbrunnen).

Diese breit ausgelegte Review-Studie umfasst 79 Dokumenten, welche sich mit dem Management von Trinkwassernotfällen beschäftigen. Im Mittelpunkt der Studie stehen Veröffentlichungen der Deutschen Vereinigung des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW), des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW), der Feuerwehren und Rettungsdienste sowie des Deutschen Roten Kreuzes (DRK).

Die Studie befasst sich mit den Auswirkungen langanhaltender Dürren auf das regionale Trinkwassernotfallmanagement und identifiziert Lücken der derzeitigen Einsatzstrategien innerhalb Deutschlands. Berücksichtigt werden dabei insbesondere der regionale Wassermangel und die daraus entstehenden spezifischen Herausforderungen für das Einsatzmanagement. Die Ergebnisse zeigen, dass die verfügbaren Strategien aktuell nicht für Dürreperioden geeignet sind, da sie den Schutz lokaler Ressourcen durch die weitere Wasserentnahme oder die Schädigung beziehungsweise den Ausfall der anvisierten Trinkwassernotstruktur (z. B. Austrocknen) nicht adressieren. Diese Studie schließt mit einem interdisziplinären Lösungsansatz für die Einbeziehung regionaler hydrosphärischer Parameter zur Entwicklung einer nachhaltigen Wassernutzungsstrategie als Teil der Trinkwassernotversorgung.