Die Rolle räumlicher Methoden und Instrumente in sektorübergreifenden, transformativen Prozessen auf gesamtstädtischer Ebene

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 09:00–10:30
Sitzungsraum
HZ 13
Autor*innen
Markus Weinig (TU München)
Kurz­be­schreib­ung
Sektorübergreifende und transformative Prozesse werden anhand einer Darstellung des Forschungsstands abgegrenzt und als Forschungsgegenstand abgeleitet. Es wird ein Vorgehen gezeigt und exemplarisch vertieft, wie transformative Prozesse auf die Rolle und den Einsatz räumlicher Methoden und Instrumente hin untersucht werden können.

Abstract

Der räumlichen Planung wird bei der Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft häufig eine wichtige Querschnittsrolle zugesprochen (Bundesregierung, 2008; WBGU, 2011), dennoch findet die Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen auf der kommunalen Ebene bisher nur in geringem Ausmaß statt (BBSR, 2020; Harteisen et al., 2021; Knieling et al., 2021). Die nationale Ebene betreibt eine große Zahl an Programmen, um transformative Prozesse hinsichtlich Klimaschutz, Klimaanpassung und Digitalisierung in den Kommunen zu fördern und zu etablieren. Diese entwickeln über ihre Ressortperspektiven hinaus explizit den Anspruch der Transformation in Städten und Räumen. Sie folgen in wesentlichen Teilen Konzepten, die aus der Transformationsforschung stammen (Wittmayer u. Hölscher, 2017; Levin-Keitel et al., 2018; Siedentop u. Zimmer-Hegmann, 2020; Hahne, 2021) und sind vor dem Hintergrund der „Großen Transformation“ bzw. der Gutachten des wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen zu sehen.

Auf der lokalen Ebene ergibt sich eine relativ neuartige Situation. Flächen- und Stadtplanung als Pflichtaufgabe der kommunalen Verwaltung sowie integrierende Stadtentwicklung werden ergänzt und in Teilen überspannt durch sektorübergreifende transformativ-orientierte Prozesse. Ansätze und Vorgehensweisen auf der kommunalen Ebene differenzieren sich und sind zunehmend geprägt von experimentellen Vorgehensweisen und Modellprojekten; einer „new wave of experimental governance“ (Sengers et al., 2018) und eines „rise of alternative ways to plan“ (Hall u. Tewdwr-Jones, 2019: 333). Entscheidungsprozesse werden durch informelle Formate gestützt, während die formale Planung vorwiegend der technischen Umsetzung dient (Reimer et al., 2014; Nadin et al., 2020). Die gesamtstädtische Entwicklung mit all ihren Handlungsfeldern wird zum Reallabor (Schneidewind, 2014; Evans et al., 2016; Heyen et al., 2018: 20).

Der Beitrag vertieft die skizzierte Thematik anhand eines Überblicks und einer Diskussion zentraler Begriffe und des Stands der Forschung. Er erörtert die Frage, wie sektorübergreifende, transformative Prozesse (abgegrenzt gegen Stadtentwicklungsprozesse und formale Instrumente) als Forschungsfeld erschlossen werden können und wie diese auf die Rolle und den Einsatz räumlicher Methoden (als Arbeitsweisen raumbezogener Disziplinen) hin untersucht werden können. Bisher fehlt transformativen Prozessen häufig eine räumliche Dimension (Levin-Keitel et al., 2018) oder Wissen aus räumlicher Planung und räumlichen Arbeitsweisen (De Flander et al., 2014; Kanning, 2018). Wechselwirkungen zwischen sektorübergreifenden Prozessen und Stadtentwicklungsprozessen sind nur ansatzweise untersucht (Heyen et al., 2018). Der Beitrag stellt mögliche Methoden und Case-Studies vor, die exemplarisch vertieft als Entwurf eines Forschungsvorhabens zur Diskussion gestellt werden. Die Darstellungen stützen sich auf Zwischenergebnisse eines laufenden Promotionsvorhabens.