Diverse Finanzierungspraktiken für eine nachhaltigen Ökonomie: Ein Perspektivwechsel
Abstract
Wirtschaftspraktiken, die alternative Formen von Wohlstand zum Ziel haben, existieren bereits, werden aber zumeist nicht als funktionsfähig und rentabel im wirtschaftlichen Sinne anerkannt, da sie nicht profitmaximierend arbeiten. Durch den theoretischen Rahmen der Diverse Economies möchte ich insbesondere Finanzierungspraktiken sichtbar machen, die außerhalb der konventionellen Wirtschaftslogiken liegen. Diese sind weitestgehend zweckgebunden und entsprechen den Idealen einer Postwachstumsgesellschaft, wie die Reduktion oder das Vermeiden von negativen sowie die Schöpfung positiver ökologischer und sozialer Auswirkungen. Solche Finanzierungen finden meist außerhalb des koventionellen Finanzmarktes statt, da auch die jüngere Entwicklung „nachhaltiger Investments“ in der Kritik steht, weiterhin materiellen Wachstumslogiken zu unterliegen und somit den Verbrauch von fossilen Rohstoffen und steigende soziale Ungleichheiten zu nähren.
Am Beispiel von Gibson-Graham’s Community Economies zeige ich anhand diverser Finanzierungspraktiken, welchen Herausforderungen diese gegenüberstehen und wie sie sich dennoch innerhalb eines kapitalistischen Wirtschaftssystems behaupten und somit meist lokale Akteure in der Umsetzung von regionalen Nachhaltigkeitstransformationen unterstützen. Fallstudien aus Luxemburg und Sachsen zeigen im Detail, wie alternative Finanzierungspraktiken realisiert werden, die zumeist gemeinschaftsbasiert organisiert sind und somit unabhängig von konventionellen Wirtschaftslogiken agieren. Verbunden mit dieser Inventur ist die Frage eines ethischen Finanzwesens, d.h. wie Finanzierung neu-interpretiert werden kann als Gemeinschaftsgut, welches auch außerhalb eines kapitalistischen Werteverständnis liegen kann, und somit als Hilfsmittel für erfolgreiche regionale Nachhaltigkeitstransformationen dienen kann, das an ethischen Werten orientiert ist.