Wachstum und Wohlstand in einer nachhaltigen Ökonomie: Dilemmata und Perspektiven/Perspektivwechsel aus geographischer Sicht

Fachsitzung
Sitzungs-ID
FS-229
Termin
Mittwoch (20. September 2023), 11:00–12:30
Raum
HZ 7
Sitzungsleitung
Hans-Martin Zademach (KU Eichstätt-Ingolstadt)
Benedikt Schmid (Universität Freiburg)
Kurz­be­schreib­ung
Vor dem Hintergrund der Grenzen klassischer Wohlstandskonzepte möchte die Sitzung alternative Verständnisse und Praktiken von und in Bezug auf Wohlstand (z.B. Community Wealth Building, sustainable welfare) in räumlicher Perspektive beleuchten.
Schlag­wörter
Wirtschaftsgeographie, Transformationsforschung, Postwachstum
Miriam Hug (Universität Bern)
Heike Mayer (Universität Bern)
Irmi Seidl (Eidgenössische Forschungsanstalt WSL)
Transformative Unternehmen: Erkenntnisse aus der holzverarbeitenden Industrie im Kanton Bern (CH)

Abstract der Sitzung

Die aktuellen sozialen und ökologischen Herausforderungen stellen mehrere gesellschaftlich und politisch fest verankerte Sichtweisen auf Wohlstand in Frage. Allem voran werfen die Energiekrise und die Folgen des Angriffskriegs auf die Ukraine in der öffentlichen Debatte vermehrt die Frage auf, inwiefern sich das gesellschaftliche Wohlstandsniveau in Europa in Zukunft aufrechterhalten lässt. Zugleich festigt sich jedoch unser Bewusstsein dafür, dass westliche Lebensstile und Konsummuster häufig zu Lasten anderer Weltregionen gehen. Auch wird zunehmend deutlich, dass volkswirtschaftliche Kennzahlen wie das Bruttoinlandsprodukt und dessen Wachstumsraten unzureichend sind um die Vielschichtigkeit von Wohlstand, aber auch den zunehmenden Ressourcenverbrauch zu erfassen.

Die angesprochenen Aspekte sind eng miteinander verknüpft. Das Verständnis, was Wohlstand ist und insbesondere wie dieser gemessen wird, wirkt sich auch auf dessen (wahrgenommene) Entwicklung aus. Das globale Bruttoinlandsprodukt steigt seit Jahrzehnten beständig und suggeriert damit ein noch nie dagewesenes Maß an menschlichem Wohlstand. Gleichzeitig zeichnen jedoch viele soziale und ökologische Indikatoren ein weniger optimistisches, wenn nicht sogar alarmierendes Bild: auf globaler Ebene hat sich der Verbrauch von Ressourcen und Energie – vor allem durch wohlhabende Bevölkerungsgruppen angetrieben – weit über ein nachhaltiges Maß hinausbewegt. Auch soziale Indikatoren haben sich vielfach negativ entwickelt, allem voran die Zunahme von Ungleichheiten. Diese zunehmende Divergenz zwischen sozialen und ökologischen Zielen einerseits und auf die Maximierung der Wirtschaftsleistung ausgerichteter Vorstellungen und Praktiken andererseits deutet auf die fatalen Folgen eines vereinfachten Wohlstandsbegriffs hin. Gleichzeitig lässt sich konstatieren, dass das Bild einer linearen Entwicklung hin zu größerem Wohlstand Risse bekommen hat.

In dieser Sitzung möchten wir uns mit dem Spannungsfeld zwischen den multiplen aktuellen Krisen und gängigen und weniger gängigen Verständnissen und Praktiken von und in Bezug auf Wohlstand auseinandersetzen. Mögliche Fragen dabei sind:

unterstützt von der Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft