Diversität im Geographieunterricht: Eine Schulbuchanalyse

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 09:00–10:30
Sitzungsraum
SH 2.106
Autor*innen
Leoni Dörfel (Philipps-Universität Marburg)
Carina Peter (Philipps-Universität Marburg)
Kurz­be­schreib­ung
Im Kontext von Globalisierung und Migration werden die Gesellschaft und damit auch Schulklassen zunehmend diverser. Diversität ist bereichernd, doch wird Diversität im primären Unterrichtsmedium – dem Schulbuch – abgebildet und wenn ja, wie?

Abstract

Der Umgang mit Diversität und dessen Berücksichtigung ist durch verschiedenste nationale und internationale Organisationen und Ebenen verankert (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz in Deutschland). Der gegenwärtige Diversitätsdiskurs erfordert Anpassungen – auch in Bildungskontexten.

Im Unterricht sind Schulbücher nach wie vor zentrale Unterrichtsmedien (Lindau & Kuckuck 2022) und haben vielfältigste Funktionen, wie zum Beispiel die Vermittlung von Werten, Normen und Verhaltensweisen der Gesellschaft (Pogorzelska 2016). Zugleich wird eine angemessene Berücksichtigung von Diversität in Schulbüchern gefordert (Bundesbeauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration 2015).

Dieser Beitrag geht der Frage nach, wie Diversität in deutschen Geographieschulbüchern dargestellt wird. Ziel ist es, mittels einer kategoriengeleiteten qualitativen Inhaltsanalyse (Kuckartz 2019) zu untersuchen, ob Diversität in den elf lizensierten Geographieschulbüchern Hessens abgebildet wird. Das Kategoriensystem wurde deduktiv aus dem 4-Layers of diversity model von Gardenswartz und Rowe (2003) abgeleitet. Das häufig zitierte Modell ist in seinem Kontext erweitert worden: Die Dimensionen werden in dieser Arbeit nicht ausschließlich auf das Individuum bezogen, sondern berücksichtigen auch die Diversitätsabbildung ganzer Bevölkerungsgruppen, Länder und Kontinente. Ergänzt wird die qualitative Analyse durch eine quantitative Untersuchung der (1) Abbildung von Diversitätsdimensionen, (2) Unterschieden zwischen Sek I und II und (3) Themenfeldern.

Die quantitativen Ergebnisse zeigen, dass alle einbezogenen Dimensionen in den Schulbüchern vorkommen, aber die Häufigkeit der Dimensionen stark variiert. Außerdem gibt es Häufigkeitsunterschiede im Auftreten je nach Jahrgangsstufe und Themen. Betrachtet man die qualitativen Ergebnisse genauer, indem das Auftreten der Dimensionen und dessen Ausprägungen in Beziehung zu den Ländern und Kontinenten gesetzt wird, fällt auf, dass es sich um eine einseitige, Identifikation dieser handelt. Dies könnte implizieren, dass deutsche Geographieschulbücher eine stereotype Welt konstruieren und diese den Schüler*innen vermitteln.