Ein Probiererle für die Postwachstumsstadt?! Aktuelle Perspektiven transformativer kommunaler Wirtschaftsförderung aus Tübingen

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 09:00–10:30
Sitzungsraum
HZ 13
Autor*innen
Carolin Seiberlich (Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH Tübingen)
Anton Brokow-Loga (Bauhaus-Universität Weimar)
Kurz­be­schreib­ung
Praxisorientierte Impulse aus Tübingen für die Debatte über kommunalen Stadtentwicklung im Zeichen der sozial-ökologischen Transformation. Inwieweit werden in den experimentellen Versuchsprojekten „Probiererle“ Konturen einer solidarischen Postwachstumsstadt sichtbar?

Abstract

Welchen Eindruck haben jahrzehntelange Wachstumskritik und die Erinnerung an soziale und planetare Grenzen des Wachstums in der kommunalen Planung hinterlassen? Zunächst lässt sich wohl konstatieren, dass sich an interkommunalem Standortwettbewerb und Wachstumsorientierung grundsätzlich kaum etwas verändert hat. Und doch plädiert dieser Beitrag mit einer empirischen Perspektive dafür, dass Konturen der Postwachstumsstadt auch bei kommunalen Entwicklungskonzepten mittlerweile zart erkennbar sind. Was erst einmal so unscheinbar im Schwäbischen Wortlaut daherkommt, das Probiererle, eröffnet Spielräume: Innerhalb eines Versuches, der auf zwei Monate begrenzt ist, unterstützt die Universitätsstadt Tübingen Vereine, Initiativgruppen oder Gewerbetreibende darin, ein Projektvorhaben, ein Probiererle, im öffentlichen Raum der historischen Altstadt umzusetzen. Mitte Juni 2023 soll es damit losgehen, erste Zwischenergebnisse können im September 2023 zum DKG vorgestellt werden. Am Beispiel der „Probiererle“ sollen somit aktuelle Eindrücke aus einem laufenden Rahmenplanungsprozess für die Altstadt Tübingens aufgegriffen, reflektiert und vor dem Hintergrund von Postwachstums- und Transformationsdebatten diskutiert werden. Das Erkenntnisinteresse liegt dabei auf zwei Schwerpunkten: Erstens soll untersucht werden, welche Spielräume im Kontext der kommunalen Stadtplanung und Wirtschaftsförderung durch räumliche Ansätze des Experimentierens und Lernens, wie etwa Pop-Up Spaces, Reallabore, Freiräume und Co. bestehen. Was für Interaktionen finden in diesen „anderen Orten“ statt, die zumindest temporär von Wachstumszwängen entkoppelt werden? Wie verändern sich darüber Akteurskonstellationen zwischen Verwaltung und Zivilgesellschaft? Zweitens muss jedoch ebenso in den Fokus gerückt werden, inwieweit sich Anliegen einer tiefgreifenden sozial-ökologischen Transformation (hier zum Beispiel: suffizienzorientierte innenstädtische Stadtentwicklung) auch jenseits dieser experimentellen und befristeten Phasen in konkreten kommunalen Plänen niederschlagen können. Anhand des Beispiels soll verdeutlicht werden, wie die Erkenntnisgewinne der Probiererle in die Neuaufstellung eines Rahmenplanes für die Tübinger Altstadt, an dem aktuell rund 40 Stakeholder mitwirken, Eingang finden und wo dabei spezifische Fallstricke bestehen.