Emissionssparsame Mobilitätsstrategien im Ruhrgebiet: Vergleichende Analyse kommunaler Ansätze mit Fokus auf urbane Gewerbegebiete

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 16:30–18:00
Sitzungsraum
HZ 7
Autor*innen
Lynn Verheyen (Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH)
Kurz­be­schreib­ung
Dieser Betrag untersucht anhand von drei Ruhrgebietsstädten, inwiefern Kommunen konsequente Mobilitätsstrategien und Maßnahmen verfolgen, um verkehrsbedingte Emissionen zu reduzieren. Der Fokus liegt auf urbanen Gewerbegebieten und auf den Herausforderungen innerhalb des Planungsprozesses.

Abstract

In Anbetracht der sich seit Jahrzehnten zuspitzenden globalen Erwärmung sowie der einhergehenden Ressourcenverknappung, ist ein tiefgreifender Wandel in beinahe allen gesellschaftlichen Bereichen zwingend notwendig und weitestgehend wissenschaftlicher Konsens. Während in den meisten Wirtschaftssektoren ein Rückgang der jährlichen Emissionen zu beobachten ist, stagnieren die verkehrsbedingten Emissionen – trotz technologischen Fortschritts (Rebound-Effekt). Insbesondere in Ballungszentren wie dem Ruhrgebiet sind Wirtschaftsverkehre, d.h. berufliche Mobilität sowie Güterverkehre, wesentliche Treiber verkehrsbedingter Emissionen.

Allerdings sind klima- und verkehrspolitische Aufgaben für deutsche Kommunen meist nicht verpflichtend und werden eigenverantwortlich erfüllt und finanziert. Vor diesem Hintergrund entsteht die Frage, inwiefern Kommunen konsequente Mobilitätsstrategien entwickeln und verfolgen, um ihre Emissionen zu reduzieren. Aufgrund ihres hohen induzierten Verkehrsaufkommens liegt der Fokus dabei auf innerstädtischen Gewerbegebieten, die in gewachsenen Städten des Ruhrgebiets ohnehin vor komplexen Erneuerungsaufgaben stehen. Eingebettet in das Forschungsprojekt „Incentivierung für emissionsarme Mobilität in urbanen Gewerbegebieten (InvitinG)“ wurden anhand der Kommunen Essen, Oberhausen und Mülheim an der Ruhr verschiedene Strategieansätze kategorisiert und miteinander verglichen. Mittels einer strukturierten Dokumentenanlyse wurden insgesamt 30 städtische Planwerke untersucht und zwischen 100 und 200 Maßnahmen pro Kommune identifiziert. Diese wurden in verschiedene Handlungsfelder (z.B. in Förderung Radverkehr, Effizienzsteigerung oder Restriktionen des MIV) geclustert und anhand ihrer Wirkungsweise (z.B. ökonomisch, regulatorisch oder technologisch) differenziert. Innerhalb der Konzepte werden urbane Gewerbegebiete meist isoliert und vorrangig unter dem Gesichtspunkt Schwerlastverkehr betrachtet, während Aspekte wie beispielsweise betriebliches Mobilitätsmanagement eine untergeordnete Rolle spielen. Allerdings zeigt die Analyse Schwerpunkte in den Maßnahmenpaketen auf und die Kommunen nehmen innerhalb des Transformationsprozesses zwischen „Versorger“ oder „Gestalter“ verschiedene Rollen ein. Ergänzend wurden die Akteur*innen der Beteiligungsprozesse bei der Entstehung der Planwerke in den Blick genommen und qualitative Leitfrageninterviews mit den entsprechenden verwaltungsinternen Planungsakteuren geführt. Es wird herausgestellt, welche Interessen im Planungsprozess integriert werden, wo konkrete Herausforderungen bei der Maßnahmenumsetzung entstehen und welchen Restriktionen die Kommunen unterliegen. Abschließend ist anzumerken, dass das empirische Forschungsdesign lediglich Rückschlüsse auf das Ambitionsniveau der Kommunen hinsichtlich ihrer Mobilitätsstrategie erlaubt, allerdings nicht die tatsächliche Umsetzung überprüft.