Emotions of strange encounter

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 09:00–10:30
Sitzungsraum
HZ 15
Autor*innen
Luise Klaus (Frankfurt)
Kurz­be­schreib­ung
Die Betrachtung von 'Emotions of Strange Encounter' in der Forschung mit Personen who use drugs lässt Begegnungen im Feld sowie darin eingeschriebene Emotionen als sozial und durch gesellschaftliche Verhältnisse antagonistisch vorstrukturiert begreifen und verhilft zu einer reflexiven Forschungspraxis.
Schlag­wörter
Emotionen, Begegnung, Reflexion

Abstract

In diesem Beitrag möchte ich erörtern, wie mittels ‘Emotions of Strange Encounter’ epistemologische Prämissen der „Lokalisierung, Positionierung und Situierung“ (Haraway 1996, S. 234) konkret gemacht werden können und zu einer machtsensiblen und verantwortungsvollen Forschungspraxis verhelfen. Dafür berichte ich von Begegnungen mit Personen who use drugs im Rahmen meines Dissertationsvorhabens und deren reflexiven Aufarbeitung.

Der öffentliche Raum stellt aufgrund von Prekarisierungs- sowie Kriminalisierungsprozessen und mangelnden Alternativmöglichkeiten häufig den ortsbezogenen Mittelpunkt im Leben von marginalisierten Personen who use drugs dar. Viele von ihnen sind von Obdach- oder Wohnungslosigkeit betroffen. Die daraus resultierenden Vulnerabilitäten übertragen Forscher*innen im Feld eine besondere Verantwortung und können zugleich zu emotionalen Herausforderungen führen. Um dieses Spannungsverhältnis zu ergründen, schlage ich vor den Moment der Begegnung im Feld sowie darin eingeschriebene Emotionen zu fokussieren.

In Begegnungen (auch in solchen zwischen forschendem und beforschtem Subjekt) werden nach Ahmed (2000) gesellschaftliche Strukturen und Machtverhältnisse konkret, da jede Begegnung immer auch Spuren vorangegangener Begegnungen trägt. Aufgrund sozialer Konstruktionen bestehen somit spezifische Vorstellungen unseres Gegenübers, welche es im Sinne einer kritischen, feministischen Forschungspraxis zu reflektieren gilt. Dies kann gelingen, indem wir Momente der Irritation und eigene Emotionen (analog zu Begegnung verstanden als Konkretwerdung und Sichtbarmachung von gesellschaftlichen Strukturen und Machtverhältnissen), innerhalb der eigenen Forschungspraxis nachspüren. Diese wahr- und ernst zu nehmen, kann „im Rahmen von Reflexionsprozessen wertvolle Erkenntnisgewinne generieren“ (Hutta et al. 2021, S.232) und die Beziehungen zwischen “large-scale power forces and intimate ways of being“ (Bourgois & Schonberg 2009, S.5) innerhalb des Forschungsfeldes begreifbar und erklärbar zu machen. Dies verhilft uns zu einem allseitlichen Verständnis der Lebensrealitäten von marginalisierten Personen who use drugs sowie deren Alltagserfahrungen im urbanen Raum.

Literaturverzeichnis:

Ahmed, S. 2000. Strange encounters. Embodied others in post-coloniality. London, New York: Routledge.

Bourgois, P.; Schonberg, J. 2009. Righteous dopefiend. Berkeley: University of California Press.

Haraway, D. 1996. Situiertes Wissen. Die Wissenschaftsfrage im Feminismus und das Privileg einer partialen Perspektive. In: E. Scheich (Hg.). Vermittelte Weiblichkeit. Feministische Wissenschafts- und Gesellschafttheorie. Hamburg: Hamburger Ed, S. 217-248.

Hutta, J.; Klosterkamp, S.; Laketa, S.; Marquardt, N. 2021. Emotionen und Affekte. In: Autor*innenkollektiv Geographie und Geschlecht (Hg.). Handbuch feministische Geographien. Arbeitsweisen und Konzepte. Opladen, Berlin, Toronto: Verlag Barbara Budrich, S. 215-238.