Empowerment vulnerabler Haushalte im ländlichen Raum zur Teilhabe an der Energiewende: Eine Analyse von politischen Instrumenten und sozialer Gerechtigkeit im deutschen Wärmesektor

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 09:00–10:30
Sitzungsraum
HZ 13
Autor*innen
Katrin Beer (TU München)
Dörte Ohlhorst (TU München)
Kurz­be­schreib­ung
Der Vortrag fasst die Ergebnisse einer politikwissenschaftlichen Analyse der politischen Rahmenbedingungen für die Energiewende im deutschen Wärmesektor zusammen, wobei der Fokus auf Privathaushalten im ländlichen Raum, Fragen der Energiegerechtigkeit und passenden politischen Instrumenten liegt.

Abstract

Um den Klimawandel einzudämmen und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern, arbeiten Regierungen, Unternehmen, Organisationen und Initiativen auf eine Energiewende hin, die klimafreundliche, erneuerbare, dekarbonisierte, defossilisierte oder elektrifizierte Energiesysteme zum Ziel hat. Die Systemtransformation hin zu einer postfossilen Gesellschaft erfordert die Entwicklung und Einführung neuer Technologien, neuer Organisationsformen und neuer politischer Instrumente. In Deutschland wurden in den letzten Jahren diverse Regelungen und Mechanismen in diesem Bereich eingeführt, wie das novellierte Klimagesetz, das das Ziel der Treibhausgasneutralität bis zum Jahr 2045 definiert, und ein nationales Bepreisungssystem für CO2-Emissionen in Ergänzung zum europäischen System.

Im ländlichen Raum sind die Rahmenbedingungen anders als in Städten und spezifische technologische, soziotechnische und soziale Lösungen sowie politische Instrumente müssen darauf abgestimmt werden. Ein weiterer entscheidender Faktor für die Umsetzung neuer Konzepte und Lösungen ist die Anpassung an die jeweilige Zielgruppe. Neben den technologischen und infrastrukturellen Transformationsprozessen im Energiesystem sind Prozesse des sozialen Wandels und der Umverteilung notwendig, um insbesondere die Belange vulnerabler Bevölkerungsgruppen zu berücksichtigen. Diese Prozesse können unter anderem durch Marktdynamiken, Co2-Bepreisung oder Subventionspolitik vorangetrieben werden. Vor diesem Hintergrund stellen sich Fragen im Bereich von Energiearmut und Energiegerechtigkeit, von Vulnerabilität und Resilienz, von Macht und Empowerment - und sie müssen aus einer sozial- und geisteswissenschaftlichen Perspektive behandelt werden.

Der Vortrag fasst Erkenntnisse aus der Analyse der politischen Rahmenbedingungen der Energiewende im deutschen Wärmesektor zusammen und fokussiert dabei auf ländliche Räume, Privathaushalte, vulnerable Gruppen und Fragen der Energiegerechtigkeit. Er basiert auf Arbeiten aus politikwissenschaftlicher Perspektive im interdisziplinären Forschungsprojekt Power2U und erläutert konzeptionelle Überlegungen und empirische Ergebnisse aus einer qualitativen Analyse von Experteninterviews, Literatur und Medieninhalten.