Energiewendevisionen im ländlichen Raum Bayerns
Abstract
Die deutsche Bundesregierung hat im Rahmen der Klimaschutzbestrebungen beschlossen, die Erzeugung und den Verbrauch von Strom bis 2050 treibhausgasneutral zu gestalten. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, diese Ziele zu erreichen und damit den Ausstoß von Treibhausgasen durch Veränderung der Energieerzeugung gesetzeskonform zu senken. Im Zuge der Energiewende soll sich die Energieversorgung von großen, zentralen Kraftwerken hin zu dezentralen Anlagen verändern. Die Energiewende und der einhergehende Ausbau von Erneuerbaren Energien wird zur regionalen Angelegenheit, bei der sozio-räumliche Aspekte der Landschaftsästhetik, Flächen- und Ressourceneffizienz sowie der Akzeptabilität relevant für die Entscheidungsfindung sind. Insbesondere ländlich geprägte Regionen, wie die Region 10 in Bayern, sind von der Energiewende betroffen. Die Perspektiven von regionalen Entscheidungsträger*innen und Expert*innen spielen eine wichtige Rolle, um eine breit geteilte Zukunftsvision entwickeln und umsetzen zu können. Die Studie „Energiewende regionalisieren“ hat zum Ziel, die Ausbauvorstellungen der Bürgermeister*innen, Klimaschutzmanager*innen und Umweltbeauftragten für eine gelingende Energiewende für die Region 10 zu erfassen. Bei der Studie handelt es sich um eine Vollerhebung, bei der mit Hilfe eines digitalen Tools (https://energiewende-regionalisieren.de/) der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) die Energiewendevisionen der Studienteilnehmer erfasst werden. Darin können Einstellungen bzgl. der Verteilung von Produktionsstätten erneuerbarer Energien (PV auf Dach- und Freiflächen, Windkraft, Biomasse und Wasserkraft) in Abhängigkeit der individuellen Affinität in der ländlich strukturierten Region 10 in Bayern visualisiert, der Anteil am Bruttostrombedarf unter unterschiedlichen Bedingungen (Mobilitätsentwicklung, Heizenergiebedarfsentwicklung, Anteil von Elektroautos, Anteil von eingebauten Wärmepumpen in Privathaushalten) errechnet werden und über eine subjektive Einschätzung der Studienteilnehmer*innen über u.a. die Entwicklung von Batteriespeichern, der räumliche Energieautarkiegrad bestimmt werden. Die Ergebnisse werden mit einer weiterführenden Umfrage sowohl in den Kontext der Ausbauziele der Bundesregierung, dem windkraftorientierten Diskurs, dem Ausbau der Elektromobilität in der autofokussierten Region 10 sowie unterschiedlicher Transformationsnarrative (Degrowth, Post-Development etc.) und Bedingungen der Akzeptabilität der Bevölkerung gesetzt. Die Studie gibt einen Tiefenblick in die Visionen einer weitgehend klimaneutralen Energiebereitstellung im ländlichen Raum in Bayern und beantwortet weitere Fragestellungen wie z.B. Wo gibt es Anzeichen für Konsens und Dissens zwischen Bürgermeister*innen und Klimamanager*innen? Gibt es Unterschiede bzgl. der Energiewendevision zwischen ländlichen und städtischen Räumen?