Engagement im strukturschwachen Raum: Einblicke in Anforderungen, Überforderungen und Potenziale der Kooperation

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 16:30–18:00
Sitzungsraum
SH 1.108
Autor*innen
Naomi Alcaide Manthey (Copenhagen University)
Kurz­be­schreib­ung
Zivilgesellschaftliches Engagement leistet besonders in strukturschwachen Regionen Deutschlands große Beiträge zur Verbesserung der Lebensqualität der lokalen Bevölkerung. Die Ergebnisse zweier Fallstudien bieten Einblicke in die besonderes Herausforderungen für Engagementinitiativen in Gebieten mit begrenzten Ressourcen.
Schlag­wörter
Zivilgesellschaftliches Engagement, Lebensqualität, Daseinsvorsorge, kommunale Ressourcen, strukturschwacher Raum

Abstract

Der demographische Wandel betrifft mittlerweile große Regionen Europas. In Deutschland sind hiervon insbesondere strukturschwache Regionen betroffen, wie sie im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW) der Bundesregierung definiert sind. Durch eine Abwärtsspirale vielfältiger Faktoren fällt es Kommunen in strukturschwachen Regionen häufig schwer, durch öffentliche Leistungen Infrastrukturen bereit zu stellen, die einen zufriedenstellenden Lebensstandard für die lokale Bevölkerung ermöglichen. Dies ist jedoch nicht zuletzt durch den staatlichen Anspruch „Gleichwertige Lebensverhältnisse“ im ganzen Land zu sichern und zu fördern ein wichtiges Anliegen für Kommunen, Länder und Bund.

Insbesondere im sozialen und kulturellen Bereich, zunehmend jedoch auch im Zusammenhang mit grundlegender Daseinsvorsorge sind Regionen daher auf das (ehrenamtliche) Engagement von Privatpersonen angewiesen. Das Forschungsprojekt widmet sich Einblicken in die Motivation, Herausforderungen und Außenwahrnehmung dieser Einzelpersonen. Mithilfe zweier Fallstudien, einer ländlichen Gemeinde in Mecklenburg-Vorpommern und einer Mittelstadt Thüringens, wird erörtert, welche Faktoren für die jeweiligen Engagementstrukturen als förderlich und welche als hinderlich wahrgenommen werden. Die Ergebnisse der Studie mit Mixed-Methods-Ansatz machen deutlich, dass ein häufig wachsender Druck auf Schlüsselfiguren der Engagementlandschaft nachhaltigen Strukturen entgegenwirkt. Das Ziel, Angebote für einen möglichst großen Anteil der lokalen Bevölkerung zu gewährleisten, überfordert Einzelpersonen häufig, was nicht selten zu zwischenmenschlichen Konflikten führt und den Erfolg der Initiativen gefährdet. Weiterhin legen die Ergebnisse offen, dass Politik und Verwaltung das Engagement zumeist wertschätzend zur Kenntnis nehmen, strukturelle Unterstützung jedoch häufig fehlt. Ergebnisse und Einblicke der Studie können hilfreiche Ansätze für zukünftige Förderprogramme und Weiterentwicklungen im öffentlichen Sektor darstellen, um das Potenzial ehrenamtlichen Engagements zukünftig nachhaltiger für die Förderung von Daseinsvorsorge und Lebensqualität in strukturschwachen Räumen zu nutzen.