„Für meinen Ort ist es mir halt wichtig“: Lokale, nicht-staatliche Praktiken der Herstellung von Sicherheit an der deutsch-polnischen Grenze
Abstract
Die deutsch-polnische Grenze ist als Binnengrenze der Europäischen Union in Politik und Öffentlichkeit seit Jahrzehnten ein Ort transnationalen Zusammenwachsens und grenzüberschreitender Kooperation. Zugleich ist sie stets – und nicht zuletzt während der Corona-Pandemie – ein Ort der Aushandlung suprastaatlicher, staatlicher und nicht-staatlicher Souveränität(en). An der deutsch-polnischen Grenze engagieren sich seit einigen Jahren zivile, in lokalen Gruppen organisierte Akteure in der Grenzkontrolle, v.a. in Form von Patrouillen in den kleinen Orten und entlang der Grenze. Medial wird die Grenze immer wieder mit Grenzkriminalität und Unsicherheit in Verbindung gebracht.
Ausgehend von Geographien der (Un)Sicherheit und emotionalen Geographien sowie Forschungsansätzen zu nicht-staatlichen bzw. vigilanten Sicherheitspraktiken an Grenzen haben wir nicht-staatliche Sicherheitspraktiken untersucht. Mit einer Kombination von text- und subjektzentrierten Methoden, die wir teilweise an die pandemische Situation anpassen mussten, haben wir die Motivationen, Legitimationen und nicht zuletzt die Durchführung sicherheitsbezogener Praktiken ziviler Akteure beobachtet und mit Hilfe der Situationsanalyse rekonstruiert. Der Vortrag gibt Einblick in subjektive und kollektive Perspektiven auf die lokalen sicherheitsbezogenen Praktiken, ihre Verhältnisse zu Staatlichkeit und ihre Legitimationen und Hintergründe.