Feministische politische Geographien auf Instagram: Digitaler Widerstand gegen geschlechtsspezifische Gewalt in Kirgistan

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 11:00–12:30
Sitzungsraum
HZ 3
Autor*innen
Elisabeth Militz (University of Guelph)
Kurz­be­schreib­ung
Auf der Plattform Instagram wird geschlechtsspezifische Gewalt adressiert, dokumentiert, skandalisiert und archiviert. Am Beispiel digital ethnographischer Forschung im Kontext von Kirgistan zeigt der Beitrag, wie Instagram-Nutzende die Ebene des fühlenden, fleischlichen Körpers in ihrem Widerstand gegen geschlechtsspezifische Gewalt mobilisieren.
Schlag­wörter
Feministische politische Geographien, feministische digitale Geographien, soziale Medien, Gewalt, Kirgistan

Abstract

Instagram, eine der beliebtesten sozialen Medien Plattformen weltweit, ist bekannt als visuelles, körperzentriertes und normierendes Werkzeug zur Selbstprofilierung, zum Aufbau und zur Pflege sozialer Kontakte, zur Steigerung von Bekanntheit und zur Vermarktung von Waren. Durch den Fokus auf Körper und Bilder materialisiert sich Instagram jedoch auch als politische digitale Technologie: auf Instagram werden verkörperte soziale und politische Ungerechtigkeiten adressiert, dokumentiert, skandalisiert und archiviert (Callison und Hermida 2015; Peterson 2020).

Auf der Grundlage meiner langjährigen Instagram-Ethnographie und qualitativer Interviews in Kirgistan, frage ich, wie der fühlende, fleischliche Körper auf Instagram im Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt in Kirgistan (Eshaliyeva 2021; Kim 2022; Suyarkulova 2020) mobilisiert wird. Inspiriert von feministischen politischen und digitalen Geographien zeige ich, wie Instagram-Nutzende die Plattform einsetzen, um nicht nur visuelle Informationen und Wissen über die Situation der von geschlechtsspezifischer Gewalt Betroffenen in Kirgistan zu verbreiten. Vielmehr mobilisieren die Nutzenden die Ebene des Körpers auf mehr als nur visuelle Weise: sie erzeugen verkörpertes und emotionales Wissen über geschlechtsspezifische Gewalt in Kirgisistan, schaffen Gemeinschaften gegenseitiger Fürsorge und beteiligen sich am alltäglichen, oft unsichtbaren Widerstand gegen Gewalt. Ich zeige, wie Instagram-Nutzende die Plattform für ihre Zwecke einnehmen, indem sie sich der Plattformlogiken entziehen. Meine Analyse trägt eine Fallstudie über Glitch-Epistemologien (Leszczynski und Elwood 2022) aus eurasischen Grenzgebieten bei und veranschaulicht das Wirken digitaler feministischer Praktiken in sozialen Medien.

Callison, Candis und Alfred Hermida. 2015. Dissent and Resonance: #IdleNoMore as an Emergent Middle Ground. Canadian Journal of Communication 40, Nr. 4 (25. November): 695–716.

Eshaliyeva, Kamila. 2021. Why survivors of sexual violence can’t get justice in Kyrgyzstan. openDemocracy. 13. April. https://www.opendemocracy.net/en/odr/why-victims-sexual-violence-cant-get-justice-kyrgyzstan/

Kim, Elena. 2022. The Global Ruling of Local Crisis Intervention: An Institutional Ethnography of Anti-Violence Work in Kyrgyzstan. Violence Against Women 28, Nr. 2 (1. Februar): 593–616.

Leszczynski, Agnieszka und Sarah Elwood. 2022. Glitch epistemologies for computational cities. Dialogues in Human Geography 12, Nr. 3 (1. November): 361–378.

Peterson, Kristin M. 2020. The Unruly, Loud, and Intersectional Muslim Woman: Interrupting the Aesthetic Styles of Islamic Fashion Images on Instagram. International Journal of Communication 14, Nr. 0 (14. Februar): 20.

Suyarkulova, Mohira. 2020. “Your traditions, our blood!”: The struggle against patriarchal violence in Kyrgyzstan. openDemocracy. 2. April. https://www.opendemocracy.net/en/odr/your-traditions-our-blood-the-struggle-against-patriarchal-violence-in-kyrgyzstan/