Technologien, Affekte und Macht: Emotionale Geographien der Technik (2/2)
Abstract der Sitzung
Technologien jeglicher Art durchziehen sowohl unsere lokalen Alltagswelten als auch global angelegte Prozesse: Siri und Alexa sind zu engen Vertrauten geworden, Dating-Apps helfen uns Beziehungen zu erleben und unsere Produktivität wird durch Instrumente des self-trackings und KI-basierter Arbeitsplatzüberwachung angefeuert. Auf globaler Ebene, zeigt der russische Angriffskrieg in der Ukraine oder die politische Situation im Iran die enorme Rolle von Informations‑, Überwachungs- und Kriegstechnologien in (geo‑)politischen Auseinandersetzungen (Akbari 2019, 2022; Siebert und Muscat 2022). Egal ob tonnenschwere Waffentechnologien oder Interfaces auf Smartphonegröße – Technologien affizieren Gefühle der Angst und Sicherheit, Freiheit und Kontrolle, Liebe und Hass. Interessanterweise, erhalten Technologien genau durch diese sinnliche und emotionale Dimension erst ihre Wirkmächtigkeit.
Ziel der Paper Session ist es daher, in der Tradition feministischer Science and Technology Studies (STS) aufzuzeigen, dass Technik kein unpolitischer Treiber wirtschaftlicher Produktivität, sicherheitspolitischer Positionierungen und gesellschaftlichen Wandels, sondern immer kontextabhängig und politisch ist (Åsberg und Lykke 2010; Haraway 1988; Wajcman 2010). In diesem Sinne, wird durch die Betrachtung von Affekten die Verschneidung des Globalen mit dem alltäglich Intimen (McDowell 2009; Pratt und Rosner 2012) und damit von Körpern, Diskursen und strukturellen Machtasymmetrien deutlich (Schurr und Strüver 2016; Wetherell 2012). Emotionale Geographien der Technik fragen also unter anderem danach wie das Verlangen nach (und die Abscheu von) spezifischen Technikzukünften durch Narrative, Prototypen, Ausstellungsobjekte und deren Inszenierung generiert wird (Dickel 2019; Ruppert 2022; Wynne et al. 2003), wie sich Beziehungen zwischen Körpern und Technologien im Alltagsleben ausdrücken (Mahony 2020; Militz et al. 2021) und welche unsichtbar gemachte Arbeit und Ausgrenzungsprozesse im Kontext neuer Technologien bestehen (Coban und Wenten 2021).
Wir freuen uns über Beiträge, die die bisherigen empirischen Fokusse in der geographischen Auseinandersetzung mit Affekt und Technik – Reproduktionstechnologien (Schurr 2016; Fannin 2019), GIS (Huang et al. 2020) und Arbeitsplatztechnologien (Richardson 2020) – vertiefen oder um andere Orte und Technologien erweitern. Die Beiträge können dabei gerne auf die Rolle von Emotionen in folgenden Themenbereichen eingehen:
oImaginationen von Technikzukünften
oIntimität und Care in sozio-technischen Beziehungen
o(Geopolitische) Technologien der Kontrolle und Sicherheit
oArbeitsbedingungen mit/durch Technik
oAutomatisierung und Standardisierung von Arbeit, Fürsorge und anderen Prozessen
oTechnologien als Teil von politischen Bewegungen