Film in der Geographie neu denken: Wissenschaftskommunikation als Kultur begreifen

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 09:00–10:30
Sitzungsraum
HZ 13
Autor*innen
Yannick Noah Layer (Universität Freiburg)
Kurz­be­schreib­ung
In diesem Beitrag wird gezeigt, wie das Medium „Film“ in der Geographie neu gedacht werden kann. Denn Wissenschaftskommunikation unter Einbezug kineastischer Instrumente ist eine kulturelle Praxis, die es der Geographie ermöglicht, die Lücke zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu überwinden.

Abstract

Der Reiz, sich mit Film auseinanderzusetzen, liegt meiner Ansicht nach nicht nur in der geo-graphischen Analyse gedrehter Fernseh- oder Kinofilme, sondern auch darin, dieses Medium zu nutzen, um einem breiten Publikum anhand von Filmen die Bedeutung und das Verständnis geographischer Themen und Ansätze näher zu bringen. In meinem Beitrag werde ich den Fokus auf innovative Methoden der Kommunikation von Wissen und Wissenschaft durch Visualisierungen legen. Obgleich in unserer Zeit vielfältige Kanäle genutzt werden, um wissenschaftliche Informationen und Konzepte in die Gesellschaft zu kommunizieren, bleibt der Film eines der mächtigsten Instrumente. Denn Filme ermöglichen es, auf unterschiedlichen Ebenen ein möglichst breites Publikum anzusprechen. Um den Bogen zwischen Wissenschaftskommunikation und der Bedeutung von Film in der Geographie zu schlagen, stütze ich mich auf Überlegungen, die Wissenschaftskommunikation als Kultur verstehen (Davies et al. 2019). Mit die-sem Ansatz lässt sich Wissenschaftskommunikation im Sinne von „public stories“ über die Wissenschaft als eine Art des öffentlichen „storytelling“ verstehen, die mit der öffentlichen Kul-tur und Unterhaltung verflochten und dieser dementsprechend ähnlich ist. Dabei gibt es vier “access points” zu Rezipierenden, welche auch für den Film in der Geographie gelten können: „experience; identities; fiction; and emotion“ (Davies et al. 2019:8).

Dem Verständnis folgend, dass Wissenschaftskommunikation erlebbar und emotional sein kann, werde ich den Nutzen kinematographisch-künstlerischer Instrumente im geographischen Film herausstellen. Aufbauend auf die o.g. Zugangspunkte der Kommunikation präsentiere ich zwei Beispiele, die ein großes Potential für künftige visuelle Methoden der Kommunikation bieten. Dies umfasst sowohl das kinematographische Konzept der direkten Adressierung in fiktivem Film, das sogenannte Durchbrechen der vierten Wand, als auch das kinematographische Instrument der Point of View Filmen. Meines Erachtens besteht dabei ein Nutzen für die Geographie darin, dass durch die Überlegungen, Film neu zu denken, das für weite Teile der Gesellschaft charakteristische action-knowledge-gap adressiert wird, wenn mit dem kulturellen Ansatz – z.B. mittels Fiktion – Zielgruppen erreicht werden, die tendenziell als eher wissenschaftsfern gelten. Dabei kann ein übergeordnetes Ziel darin bestehen, dass die Geographie ihrer Verantwortung als Gesellschaftswissenschaft besser gerecht werden soll – wobei ich die Meinung vertrete, dass „kinematographische Techniken uns in diesem Anlass helfen, wenn wir als Wissenschaftler:innen diese in die Wissenschaftskommunikation integrieren.

Literatur

Davies, S.R., Halpern, M., Horst, M., Kirby, D., Lewenstein, B., 2019. Science stories as cul-ture: experience, identity, narrative and emotion in public communication of science. JCOM 18, A01. https://doi.org/10.22323/2.18050201