Fixing Change? Instandhaltung und Reparatur als Vermittler zwischen Kontinuität und Wandel

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 16:30–18:00
Sitzungsraum
HZ 11
Autor*innen
Lena Enne (HCU Hamburg)
Kurz­be­schreib­ung
Dieser Beitrag geht der Frage nach, wie das transformative als auch das erhaltende Moment von Instandhaltung und Reparatur konzeptionell fassbar und somit für den raum-zeitlichen Widerspruch, in dem sich Aushandlungen städtischer Transformationsprozesse aktuell befinden, produktiv gemacht werden kann.

Abstract

Ausgehend von Stephen Graham und Nigel Thrifts (2007) wegweisenden Artikel „Out of Order: Understanding Repair and Maintenance“ hat die Auseinandersetzung mit Instandhaltung und Reparatur in den letzten Jahren einen Aufschwung nicht nur in den Sozial- und Geisteswissenschaften erfahren. In Arbeiten unterschiedlicher Disziplinen konstatieren Autor*innen Instandhaltung und Reparatur, obwohl sie meist im Verborgenen geschieht, eine duale Funktion: Einerseits wirken diese Aktivitäten dem konstanten Zerfall unserer Welt entgegen und ermöglichen somit das Funktionieren unserer Gesellschaft. Andererseits wird Reparatur und Instandhaltung eine potenziell transformative Kraft zugeschrieben. In dieser dualen Funktion bergen Instandhaltung und Reparatur das Potenzial die raum-zeitliche Widersprüche im Kontext urbaner Zukunftsgestaltung zu überwinden: Sie vermittelten zwischen einem akuten Handlungszwang im Kontext von Krise und Dysfunktion einerseits und der lokalen Manifestation beharrlicher materieller und immaterieller Strukturen andererseits. Dies wird insbesondere in Bezug auf Infrastrukturen sichtbar, welche stets in einem konstanten Spannungsfeld zwischen Kontinuität und Wandel stehen. Eine Synthese von Reparatur und Instandhaltungskonzepten mit Konzepten von Infrastrukturen als sozio-materielle Systemen ermöglichen somit eine theoretische Rahmung dieses Widerspruchs, in dem sich Aushandlungen stätischer Transformationsprozesse aktuell befinden. Basierend auf theoretischen Überlegungen und ersten empirischen Erkenntnissen aus einer Forschungsarbeit zur Instandhaltung von Wasser- und Energieinfrastrukturen in Hamburg möchte ich mit diesem Beitrag Reparatur und Instandhaltung als Konzepte, die sowohl auf die Vergangenheit und deren physischer Manifestation als auch auf urbane Zukunftsgestaltung gerichtet sind, kritisch reflektieren. Dabei gehe ich insbesondere der Frage nach, wie das transformative als auch das erhaltende Moment von Instandhaltung und Reparatur konzeptionell fassbar und somit für den angesprochenen raum-zeitlichen Widerspruch produktiv gemacht werden kann.