Folgenreiche Begegnungen mit der Polizei in der Stadt: Polizieren von Differenz
Abstract
Der Beitrag beleuchtet die ‘Geographien der Begegnung’ zwischen der Polizei und nicht-weißen Subjekten im urbanen Raum. Auf der Grundlage meiner empirischen Forschung gehe ich der Frage nach, wie Begegnungen mit der Polizei aus der Perspektive nicht-weißer Subjekte erfahren werden und welche Bedeutung dabei Machtverhältnisse, insbesondere Rassismus und Raumproduktionen haben. Entlang der Erfahrungen rassifizierter Personen werden verschiedene Aspekte des polizeilichen Rassismus rekonstruiert.
Der Beitrag argumentiert, dass in den Begegnungen mit der Polizei rassistische Differenzkonstruktionen (re‑)produziert und verhandelt werden. Ich untersuche die Geographien der Begegnung, um das dialektische Spannungsverhältnis zwischen dem partikularen Moment der Begegnung und der strukturellen Ebene zu beleuchten. Mit den Geographien der Begegnung werden die gesellschaftliche Situiertheit, die Alltäglichkeit und Bedeutung des Raumes als im Moment der Begegnung miteinander vermittelt gefasst.
Im Beitrag werden alltägliche Erfahrungen mit der Polizei im urbanen Raum fokussiert. Der urbane Raum stellt die Vermittlungsebene zwischen dem Alltag und den gesamtgesellschaftlichen Strukturen, wie dem Staat und seine Institutionen, Wissen und strukturelle Machtverhältnisse, dar. Die Art und Weise des polizeilichen Zugriffs auf die Bevölkerung variiert je nach Bedeutung des Raumes und den Bedeutungen, die ‘diesem’ Körper in ‘diesem’ Raum zugeschrieben werden. Wer gehört legitimierweise wohin? Wer ist also ‘in place’? Wer nicht und damit ‘out of place’? Wer wird wo als Gefahr gelesen und wer nicht? Die Geographien solcher Begegnungen mit der Polizei sind demnach leitend für die Analyse der gelebten Erfahrungen.
Polizeiliche Praxen, die Differenz im Moment der Begegnung (re‑)produzieren werden als Techniken der Differenzierung systematisiert. Diese Techniken vermitteln im Moment der Begegnung rassifizierte Differenz. Rassifizierte Differenz wird sowohl über polizeiliche Aktivität als auch polizeiliche In-Aktivität (re‑)produziert. Die polizeiliche Aktivität führt häufig zu einem überproportional häufigem Polizieren kriminell markierter Personen. Die polizeiliche In-Aktivität hingegen (re‑)produziert Differenz, indem hilfesuchende Personen keinen oder nicht ausreichenden Schutz durch die Polizei erfahren.