Fürstengrab oder Windkraftanlage? Identifikation archäologisch relevanter Gebiete mit offenen Geodaten
Abstract
Sowohl manuelle als auch automatisierte Ansätze zur Erfassung von Bodendenkmälern sind von Verwechslungen mit modernen Strukturen betroffen. Dies gilt insbesondere für einfache Bauten wie Hügel und Gruben. Zusätzliche Informationen wie der Standort und die umgebende Landnutzung helfen, identische Strukturen zu unterscheiden. So sind beispielsweise Hügel in Wäldern interessanter als solche auf (ehemaligen) Industriestandorten. Dies beruht auf der Annahme, dass Bodendenkmäler wahrscheinlich nicht in Gebieten erhalten sind, die in den vergangenen Jahrzehnten den reliefverändernden Aktivitäten des Menschen ausgesetzt sind (z. B. versiegelte Flächen sowie die Umgebungen von Straßen und Bahnlinien). Daher erscheint es vielversprechend, Erfassungsansätze mit Informationen zur Landnutzung zu ergänzen - durch Überlagerung mit anderen Daten zur manuellen Arbeit oder durch Beschränkung automatisierter Suchalgorithmen auf interessante Gebiete.
Landnutzungsklassifizierungen basieren häufig auf der Interpretation von Luft- und Satellitenbildern. Für den hier skizzierten Zweck ist jedoch die semantische Landnutzung wichtig, die sich buchstäblich unter der Vegetation verstecken kann. Deshalb werden in diesem Projekt freie, behördliche Geodaten verwendet. Diese stammen nicht nur aus digitalen Orthofotos, sondern u.a. auch aus Katasterdaten.
Obwohl der Nutzen dieser Landnutzungsmodelle auf der Hand liegt, standen eine flächendeckende Anwendung und eine detaillierte Analyse und Quantifizierung bisher noch aus. Darüber hinaus könnten Datensätze mit ähnlicher Struktur auch in anderen Regionen zugänglich werden. Daher wird in diesem Beitrag erstens der für Westfalen-Lippe durchgeführte Workflow zur Abgrenzung archäologisch relevanter Flächen skizziert, der auch auf andere Bundesländer übertragbar ist, und zweitens der Nutzen hinsichtlich der Reduktion der Untersuchungsgebietes, der Anzahl der Fehlklassifikationen und die allgemeine Verbesserung quantifiziert. Unter Berücksichtigung solcher Daten konnte die archäologisch zu prospektierende Fläche in Westfalen-Lippe auf 74% reduziert werden.