Gemüseproduktion auf der Kläranlage der Zukunft: Szenarien für ein urbanes, ressourcenschonendes Agrarsystem der Zukunft

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 11:00–12:30
Sitzungsraum
SH 1.109
Autor*innen
Ann-Kristin Steines (ILS)
Kurz­be­schreib­ung
Innovative, kreislaufbasierte Agrarsysteme verknüpfen die Abwassertechnik mit der Nahrungsmittelproduktion im urbanen Raum und leisten damit einen Beitrag zur Bereitstellung von gesunden, lokalen Nahrungsmitteln für die Stadtbevölkerung. Mithilfe der Szenariotechnik werden mögliche Zukunftsbilder und Entwicklungspfade zur Transformation des Ernährungssystems aufgezeigt.
Schlag­wörter
Urbane Landwirtschaft, Abwasser, Kreislaufwirtschaft, Agrarsystem, Nachhaltigkeit

Abstract

Aktuelle gesamtgesellschaftliche Herausforderungen wie der Klimawandel, begrenzte Ressourcen, globale Krisen sowie ein wachsendes Nachhaltigkeitsbewusstsein werfen die Fragen auf, wie die wachsende Weltbevölkerung zukünftig mit gesunden und sicheren Lebensmitteln versorgt werden kann und gleichzeitig Ressourcen sparsam verwendet und Kreisläufe geschlossen werden können. Mit der Entwicklung eines lokalen, hydroponischen (erdlosen) Nahrungsmittelproduktionssystems, welches unmittelbar an die Abwassertechnik gekoppelt wird, können Wasser, Nährstoffe und Abwärme aus dem Abwasser einer Kläranlage der Zukunft bezogen und für eine kreislaufbasierte Agrarproduktion genutzt werden. Die Bevölkerung kann somit möglichst umwelt- und ressourcenschonend mit nachhaltig produzierten Lebensmitteln versorgt werden. Der Gemüseanbau in hydroponischen Systemen sowie die kontrollierbaren Umweltbedingungen erlauben zudem einen vertikalen Pflanzenanbau, auch in geschlossenen Räumen, der die Flächeneffizienz im urbanen Raum erhöht.

Wie die Integration solcher hydroponischer, kreislaufbasierter Anbauweisen langfristig im urbanen Raum gelingen kann und wie sich die Kläranlagen der Zukunft auf die Stadt und die Gesellschaft auswirken können, zeigt die SUSKULT-Szenariostudie anhand von fünf Fallstudien im Ruhrgebiet. Die Szenarien wurden gemeinsam mit Stakeholdern aus der Wissenschaft, Praxis und Zivilgesellschaft in einem interdisziplinären Forschungsprozess entwickelt. In einem mehrstufigen Verfahren wurden verschiedene Einflussfaktoren für zukünftige Pfade einer ressourcenschonenden und urbanen Landwirtschaft identifiziert und anschließend in narrativer Form festgehalten.

In den Narrativen wird unter anderem aufgezeigt, welche Rolle Stadtbewohner*innen in der zukünftigen Agrarproduktion und Nährstoffrückgewinnung spielen werden und welchen Beitrag sie somit zur Transformation des Ernährungssystems leisten können. Das Hauptszenario, welches gleichermaßen ein Best-Practice-Beispiel darstellt, beschreibt die Weiterentwicklung der Kläranlage Emschermündung in Dinslaken zu einem sogenannten NEWtrient©-Center. Die weiteren Szenarien für die Kläranlagen in Bottrop, Dortmund-Deusen, Hattingen und Schwerte hingegen beschreiben divergierende Foki, welche der lokalen Flexibilität des Agrarsystems für spezifische Rahmenbedingungen Rechnung tragen sollen.

Die Szenariostudie zeigt, wie ressourcenschonende Agrarsysteme der Zukunft in vielfältiger Weise in den urbanen Raum integriert werden können und welche Hürden es dabei zu überwinden gilt. Sie leistet mit einem interdisziplinären Forschungsansatz sowohl einen wichtigen Beitrag zur innovativen Weiterentwicklung einer nachhaltigen urbanen Nahrungsmittelproduktion, als auch einer ressourceneffizienten Siedlungswasserwirtschaft.