Generic problems Generic answers: Diskursanalyse zu Problemdefinitionen in der Großwohnsiedlung „Alte Hellersdorfer Straße“ in Berlin

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 14:30–16:00
Sitzungsraum
SH 1.108
Autor*innen
Leon Claus (TU Berlin)
Kurz­be­schreib­ung
Der Vortrag blickt hinter die diversen Problemzuschreibungen zur Großwohnsiedlung „Alte Hellersdorfer Straße“ in Berlin und soll dzau dienen, die Komplexität planerischen Handelns in peripherisierten und marginalisierten Räumen zu fassen.

Abstract

Planungsprobleme sind inhärent bösartig, so beschreiben Horst Rittel und Melvin M. Webber die Art der Probleme, mit denen sich Planer*innen auseinandersetzen (Rittel und Webber 1973, 160). Im Gegensatz zu mathematischen Gleichungen deren Lösung eindeutig definiert werden kann, liegt es in der Natur der Planung mit unscharf definierten Problemen umgehen zu müssen. Die Frage wie ein neues Stadtquartier aussehen soll oder wo eine neue Straße verläuft, sind gesellschaftsrelevante Fragen. Sie tangieren eine gesellschaftspolitische Dimension und damit betreffen stadtplanerische Fragestellungen eine breite Öffentlichkeit. Im Umkehrschluss erscheint dabei umso wichtiger die Problemdefinition an sich zu sein. Dabei drängt ist vor allem die Frage, was als Problem angesehen wird und von wem es definiert wird. Ein Ort, der mit besonders vielen sozialräumlichen Problemzuschreibungen zu kämpfen hat, sind Großwohnsiedlungen. Im Fall von Berlin handelt es sich um polarisierte und polarisierende städtische Räume. Erstens sind die Siedlungen räumlich polarisiert aufgrund ihrer Lage am Berliner Stadtrand. Zweitens zeichnen sich Großwohnsiedlungen durch eine soziale Polarisierung der Bewohnenden aus: Insbesondere Menschen mit geringen finanziellen Mitteln und einem erhöhten Bedarf an Unterstützungsnetzwerken werden in die Siedlungen am Stadtrand verdrängt, auch weil die Mieten in zentralen Wohngebieten in den letzten Jahren enorm gestiegen sind. Zum dritten polarisiert das Thema Großwohnsiedlungen die Gesellschaft an sich: Insbesondere die Wahrnehmung von außen ist durch die sozialräumlichen Problemlagen geprägt. Oft fehlt es an einer differenzierten Analyse, die die Perspektiven unterschiedlicher Akteur*innen miteinander in Beziehung setzt und Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede herausarbeitet.

Vor diesem Hintergrund stellt der Vortrag die Ergebnisse einer Masterarbeit vor, deren Ziel es war, unterschiedliche Problemdefinitionen in der Großwohnsiedlung „Alte Hellersdorfer Straße“ in Berlin-Hellersdorf explorativ zu untersuchen. Ausschlaggebend für die Entscheidung dieses Gebiet zu wählen, war die Überlegung, dass das Gebiet seit kurzer Zeit als Quartiersmanagementgebiet existiert und sich daher die Problemdefinitionen unterschiedlicher Akteur*innen hier anschaulich analysieren lassen. Im Rahmen des Vortrages wird die Frage erörtert, welche Problemdefinitionen im Quartiersmanagementgebiet „Alte Hellersdorfer Straße“ existieren und wie sie sich zwischen unterschiedlichen Akteur*innen unterscheiden. Ein entscheidendes Kriterium ist dabei das Abweichen unterschiedlicher Problemdefinitionen, da insbesondere hier Konfliktlinien aufgezeigt werden können. Darüber hinaus soll die Analyse ermöglichen, die Komplexität planerischen Handelns in peripherisierten und marginalisierten Räumen besser zu fassen. Auf der Diskurs- und Problemanalyse aufbauend wird in einem zweiten Schritt danach gefragt, welche Rolle der Stadtplanung im Sinne eines Vermittlers vor Ort zukommt