Geschäftliche Gentrifizierungsprozesse im Frankfurter Bahnhofsviertel
Abstract
Aktuell wird Gentrification in der Forschungslandschaft als Zustrom sowohl neuer Investitionen, als auch insbesondere Bewohnerinnen und Bewohner mit höheren Einkommen und Bildungserfolg verstanden (Finio 2022, S. 250). Ein zumeist vernachlässigter Aspekt ist der Wandel von Geschäftsstrukturen (Kosta 2019, S. 1101), auch als „commercial gentrification“ bezeichnet (Helbrecht 2016, S. 10). Jedoch wird immer mehr erkannt, dass das Gewerbe ein starker Indikator für Gentrifizierungsprozesse in einem Gebiet sein kann und die Ansiedlung bestimmter Gewerbe in ein im Aufwertungsprozess befindlichem Viertel den Wandel eines Quartiers beschleunigt (Blasius 1993, S. 41; Glatter und Sturm 2020). Solch ein Gewerbewandel, bedingt durch Tourismus oder aufgrund der besonders günstigen Verkehrslage, betrifft auch Stadtteile, in denen die Bewohnerinnen und Bewohner im städtischen Vergleich niedrigere Einkommen beziehen. Aufwertungsprozesse von Teilen solcher Quartiere seit dem Ende der Finanzkrise und der weiter voranschreitenden Reurbanisierung seit den 2000er Jahren zeigen sich nicht nur durch Veränderung der Bevölkerungsstruktur, sondern gerade auch durch die zunehmende Verdrängung alter Gewerbe durch neue Betriebe. Diese sind im Gegensatz zum Bestand auf ein zahlungskräftiges Umfeld ausgerichtet. Im Folgenden wird das im starken wirtschaftlichen Wandel befindliche Frankfurter Bahnhofsviertel (Serif 2020) hinsichtlich einer potenziellen gewerblichen Gentrification untersucht.