Gleiche gesundheitliche Chancen für alle: Von Gesundheits-Settings zu Verhältnisprävention

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 14:30–16:00
Sitzungsraum
HZ 9
Autor*innen
Lisa Kamphaus (Universität Münster)
Iris Dzudzek (Universität Münster)
Kurz­be­schreib­ung
Der Beitrag zeigt entlang ethnographischer Forschung in einem Praxisbeispiel der Kommunalen Verhältnisprävention wie bislang vernachlässigte strukturelle Ursachen von gesundheitlicher Chancenungleichheit von Kommunen präventiv bearbeitet werden können.
Schlag­wörter
Stadtgeographie, Geographische Gesundheitsforschung, Kommunale Verhältnisprävention, Lebenswelten/Setting-Ansatz, Gesundheitliche Chancengleichheit

Abstract

Städte bzw. Kommunen sind nicht nur Kristallisationsorte für gesundheitliche Ungleichheiten, sondern können diese auch durch das gezielte Schaffen von gesundheitsförderlichen Strukturen verbessern. In den letzten Jahren entstanden vermehrt Projekte der Verhältnisprävention, die die Lebenswelt Kommune zum Ziel haben. Auch die Stadt Münster strebt an, eine kommunale Handlungsstrategie für gesundheitliche Chancengleichheit zu entwickeln, welche durch das Projekt „Gesundheit in der nachhaltigen Stadt“ partizipativ erarbeitet werden soll. Kommunale Verhältnisprävention setzt an der Lebensumwelt von Menschen an und versucht diese durch kommunale Rahmenbedingungen gesundheitsförderlich bzw. nicht krankmachend zu gestalten. Hierbei zielt sie auf eine strukturelle „Veränderung der bestehenden Macht- und Verteilungsverhältnisse sowie des medizinischen Systems“ (Böhm 2017: 280) ab und macht dadurch komplexe Interventionen notwendig.

In der klassischen Geographischen Gesundheitsforschung werden die Gestaltung und Zugänglichkeit von Grün- und Blauräumen, Perspektiven der Umweltgerechtigkeit oder ungleiche Zugangschancen zu medizinischer Versorgung zentral in den Blick genommen. Die Macht- und Verteilungsverhältnisse von urbaner Gesundheit, wie bspw. Armut, Diskriminierung und Teilhabe finden bisher in Umsetzungen Kommunaler Verhältnisprävention allerdings weniger Beachtung. Auf dieser Erkenntnis aufbauend zeigt dieser Beitrag durch qualitative und ethnographische Forschung im Projekt „Gesundheit in der nachhaltigen Stadt“ am Beispiel von Mobilitätsarmut und Beteiligungsmöglichkeiten auf, wie bislang vernachlässigte Felder im Bereich Gesundheit, wichtige Zuspitzungen von Verhältnisprävention sein sollten, um gesundheitliche Chancengleichheit in Kommunen präventiv gestalten zu können.