Grüner Wasserstoff „Made in Germany“: Meinungsbilder und Beteiligungsprozesse zur grünen Vision an der Nordseeküste

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 09:00–10:30
Sitzungsraum
HZ 13
Autor*innen
Laura Schmidt (Helmholtz Zentrum Hereon/GERICS)
Kurz­be­schreib­ung
Die Produktion von Grünem Wasserstoff direkt aus Offshore-Windenergie gilt zunehmend als wichtiger Baustein zur Erreichung der Klimaziele. Dieser Beitrag wirft ein Blick auf die sozialen Verflechtungen und Rolle von Beteiligungsprozessen in Offshore-Wasserstoffvorhaben in deutschen Küstenregionen.

Abstract

Grüner Wasserstoff und seine Folgeprodukte (Power-to-X, PtX) – hergestellt aus erneuerbaren Energien – gewinnen zur Erreichung der Klimaschutzziele zunehmend an Bedeutung. Insbesondere für energieintensive und nur schwer elektrifizierbare Industrien, wie etwa die Stahl- oder Chemieindustrie, und für einige Mobilitätsbereiche (Schifffahrt, Schwertransport, Flugverkehr) gelten Grüner Wasserstoff und PtX-Folgeprodukte als zentraler Katalysator zur Dekarboniserung dieser Branchen. Mit der Nationalen Wasserstoffstrategie verweist die Bundesregierung nicht nur auf die Potenziale von Wasserstofftechnologien für den Klimaschutz, sondern auch für die Wettbewerbsfähigkeit und den Wirtschaftsstandort Deutschland. Während eine Unmenge an Forschungsvorhaben, Reallaboren und Institutionen zur Entwicklungen von Wasserstofftechnologien gefördert wird, spielt die Betrachtung der sozial-ökologischen Verflechtungen in der technikzentrierten Wasserstofftransformation bisher kaum eine Rolle.

In diesem Beitrag liegt der Fokus auf Vorhaben zur Gewinnung von Grünem Wasserstoff und anderen PtX-Produkten direkt aus Offshore-Windenergie in der deutschen Nordsee und dem Weitertransport an die deutsche Küste. Fragen zu sozialen Auswirkungen und der Rolle von Beteiligungsprozessen in der Entwicklung solcher Klimatechnologien werden hierbei von zwei Seiten beleuchtet. Einerseits wird anhand eines Fallbeispiels auf Helgoland der Einfluss von Kommunikations- und Beteiligungsprozessen für Bürger*innen bei der Entwicklung von Vorhaben zum Ausbau von Wasserstoff-Infrastrukturen aufgezeigt. Im Rahmen von Interviews, Bürger*innenbefragungen sowie eines Bürger*innendialogs wird die Kommunikations- und Beteiligungsstrategie der verantwortlichen Akteuren und die Wahrnehmung und Reaktionen der Bürger*innen gegenübergestellt sowie die verflochtenen Interessens- und Machtkonstellationen beleuchtet.

Andererseits werden Meinungsbilder verschiedener Akteursgruppen (Naturschutzorganisationen, Verwaltung, Fischerei, Windparkbetreiber, Regionalentwicklungsagenturen etc.) auf die Umsetzung solcher Offshore-Vorhaben sowie deren Bewertung zur Rolle von Beteiligungsverfahren und gerechten Planungs- und Umsetzungsprozessen diskutiert. Hierfür wurden Interviews mit Hilfe der Q-Methode durchgeführt. Dabei soll auch auf die Methode hinsichtlich ihrer Möglichkeiten zur Berücksichtigung und Analyse ungleicher Machtbeziehungen und deren Einfluss auf Diskurse und resultierende Meinungsbilder kritisch reflektiert werden.