Herausforderungen und Potentiale urbanen Risikomanagements und angepasster Governance zur Verbesserung der Katastrophenvorsorge in Megastädten Südostasiens: Das Beispiel Yangon

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 09:00–10:30
Sitzungsraum
SH 3.101
Autor*innen
Frauke Kraas (Universität zu Köln)
Sophie-Bo Heinkel
Zin Mar Than
Marlene Willkomm
Christian Miller
Stefan Martini
Benni Thiebes
Kurz­be­schreib­ung
Viele Megastädte in Südostasien sind stark risikoexponiert und durch ihre Strukturen besonders anfällig für katastrophale Ausmaße von Extremereignissen. Am Beispiel von Yangon wird analysiert, in welcher Weise die Etablierung einer adäquaten Risiko-Governance die Berücksichtigung kultureller und gesellschaftlicher Anpassung bedarf.
Schlag­wörter
Risikomanagement, Governance, Myanmar, Yangon, Risikovorsorge

Abstract

Megastädte in Südostasien liegen häufig in risikoexponierten Lagen und sind Starkregenereignissen, Zyklonen, Erdbeben u.a. ausgesetzt. Unkontrolliertes Stadtwachstum und unangepasstes Ressourcenmanagement verstärken das Risiko katastrophaler Auswirkungen solcher Extremereignisse. Unzulängliche administrative Strukturen, niedrige Priorisierung von Katastrophenvorsorge und hohe soziale Disparitäten erschweren die Implementierung hinreichender Schutzmaßnahmen. Adäquates Risikomanagement und Governance kann die urbane Risikovorsorge verbessern. Eine derartige Vernetzung ist angesichts divergierender Interessen heterogener Bevölkerungsgruppen in Megastädten nicht einfach zu erreichen. Das vom BMBF geförderte Verbundprojekt „Management multipler Risiken bei Extremereignissen in schnell wachsenden (Mega)Städten Myanmars“ untersucht, in welcher Weise kulturelle und gesellschaftliche Eigenheiten bei der Etablierung einer adäquaten, angepassten Risiko-Governance berücksichtigt werden müssen. Die Forschungsergebnisse beruhen auf der Erhebung des Status lokaler Governance im überregionalen und städtischen Katastrophenmanagement von Yangon auf Basis qualitativer Interviews und einer quantitativen Haushaltsbefragung (n=869) in acht Townships. Die Studie zeigt, dass das rechtliche Rahmenwerk und die administrativen Strukturen zumindest in der Periode vor den jüngsten politischen Umwälzungen als Basis eines guten Risikomanagements vorhanden waren. Potentiale und Schwachstellen städtischer Administration sowie mangelnde Erfahrung von Mehrebenen-Governance behindern die Einbindung verschiedener Stakeholder. Es fehle an horizontalen Vernetzungen und der Priorisierung einer ausreichenden Katastrophenvorsorge. Auch die Bevölkerung ist bisher nicht ausreichend auf Krisenfälle vorbereitet. Bildungsangebote zur Katastrophenvorsorge und entsprechende Sensibilisierung und Priorisierung bedürfen systematischen Ausbaus. Vor ähnlichen Herausforderungen stehen auch andere Megastädte Südostasiens. Auch hier bedarf Katastrophenvorsorge erheblicher Verbesserungen, einschließlich einer Sensibilisierung und Qualifizierung auf institutioneller wir Haushaltsebene unter Berücksichtigung kultureller und gesellschaftlicher Eigenheiten. Ein Kulturwandel von sehr hierarchisch organisierten Strukturen zu einer mehr horizontal vernetzten Governance kann nur durch langfristige Repriorisierungen erfolgen.