Hochqualifizierte Migrant*innen im Fokus von Arbeitgeber*innen? Zur Rolle des räumlichen Settings bei der Rekrutierung von Fachkräften
Abstract
Der Beitrag betrachtet, wie Unternehmen und andere Arbeitgeber*innen auf die Migration hochqualifizierter Migrant*innen wirken. Den Ausgangspunkt der Betrachtung bilden zwei Überlegungen: Erstens sind in Bezug auf Formen arbeitsbezogener Mobilität widerständische Praktiken der Beschäftigten erkennbar. Zwar haben betriebliche Mobilitätsregime (Kesselring, 2014) eine steuernde Funktion, gleichwohl werden diese auch immer wieder in Frage gestellt. Zweitens stellt sich die Frage, in welchem Ausmaß selbst Arbeitgeber*innen mit globaler Marktpräsenz überhaupt Fachkräfte aus dem Ausland anwerben und einstellen (Castree et al., 2004). Beide Punkte stehen zunächst im Widerspruch zu aktuellen Diskussionen über eine Internationalisierung von Institutionen und die Bedeutung des Transfers von Wissen und Innovation.
Vor diesem Hintergrund widmet sich der Beitrag der Frage, wie Arbeitgeber*innen ihre Nachfrage nach hochqualifiziertem Personal befriedigen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Bedeutung des spezifischen räumlichen Kontextes. Bestimmte Regionen verfügen über eine größere Anziehungskraft für Fachkräfte aus dem Ausland als andere, wobei auch die regionale „Landschaft“ an Arbeitgeber*innen eine Rolle spielt (u.a. Clifton et al., 2011).
Die vorgestellten Ergebnisse stammen aus einer qualitativen Studie über Praktiken des Personalmanagements größerer Arbeitgeber*innen in einer vom Strukturwandel geprägten deutschen Großstadt. Im Fokus stehen Unternehmen wissensintensiver Branchen und For-schungseinrichtungen, die dadurch gekennzeichnet sind, dass sie Beschäftigte besonders mobilisierter Berufsgruppen beschäftigen. In der Analyse werden drei miteinander verbundene Aspekte des Personalmanagements in den Blick genommen: Erstens, die jeweiligen Erfahrungen mit und Einschätzungen zum eigenen Fachkräftebedarf; zweitens, die räumlichen Ebenen, auf denen eine Rekrutierung von Personal stattfindet; und drittens – sofern vorhanden – der Umgang mit einer zunehmenden, migrationsbedingten Diversität der Belegschaft.