Innovationssysteme regiopolitaner Räume als strukturpolitisches Handlungsfeld im Transformationsprozess der Braunkohlereviere
Abstract
Mit dem Konzept der Regiopole verbindet sich die Idee, dass in der ausgehenden Industriegesellschaft ein Städtenetz/-system auch außerhalb metropolitaner Stadtregionen durch eine Vielzahl kleinerer Großstädte über (gemeinsame) Gestaltungskraft und Handlungsfähigkeit verfügt. Für das Rheinische und das Lausitzer Braunkohlerevier hat dieser Gedanke im initiierten Strukturwandelprozess aufgrund der (über‑) regionalen Bedeutung der beiden regiopolitanen Wissenschaftszentren und Stadtregionen Aachen/Jülich und Cottbus besondere Bedeutung. Zwar ist der Nutzen der Regiopole innerhalb der abgestuften Taxonomie der Raum- und Strukturtypen für Raumstrukturuntersuchungen und die Raumordnung inzwischen gut belegt. Dennoch fehlen bisher Beispiele für eine systematische Untersuchung von Regiopolen als Regionales Innovationssystem jenseits metropolitaner Räume einerseits und strukturschwacher ländlicher Räume andererseits.
Raumstrukturindikatoren wie der RegioStaR-Raumtyp des BBSR und statistische Strukturindizes machen Regiopolität messbar, indem sie Unterschiede zu Metropolen erfassen oder mit Blick auf die Metropolfunktionen eine Funktionsdifferenzierung vornehmen. Allerdings ist damit noch nichts über die Qualität und Art beispielsweise der Innovationsfunktion gesagt. Dazu wäre genauer nach den Eigenschaften des Regionalen Innovationssystems zu fragen und danach, mit welchen Pfadabhängigkeiten im Rahmen eines innovationsbasierten Strukturwandels zu rechnen ist, wo die Hemmnisse für Wandel und Anpassung liegen und was Strukturpolitik für Regiopolen leisten muss. Hier setzt der Versuch einer netzwerkbasierten Evaluation insbesondere der Forschungs- und Technologieförderung in den drei Braunkohleregionen an.
Netzwerkanalysen können ein ergänzendes Element der Wirkungsforschung sein, das vor allem in den durch Projektförderung entstehenden Strukturbeziehungen der Verbundforschung auch eine Selbstwirksamkeit wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Akteure vermutet, die auf längere Sicht auf den Innovationsprozess zurückwirkt und die Kompetenzen im Wissenschaftsnetzwerk ungleich verteilt. Das BBSR-Vorhaben entwickelt im Kontext der Evaluation strukturpolitischer Interventionen in den Kohleregionen ausgewählte Anwendungsmöglichkeiten netzwerkanalytischer Methoden. Zu diesem Zweck werden auch erste Zwischenergebnisse zur Forschungs- und Technologieförderung in den Kohleregionen vorgestellt, die mit vergleichsweise einfachen Mitteln (Graphen, Zentralitäten, Attribute von Knoten und Kanten) und überwiegend aus dem vorhandenen Datenportfolio der fördermittelgebenden Stellen erstellt wurden.
Aus den Ergebnissen des Projekts sollen Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie die zu bestimmende Innovationsfunktion von Regiopolen im heterogenen Netzwerk der Forschungs- und Wissenschaftseinrichtungen auch strukturpolitisch wirksam für den Transformationsprozess der Kohleregionen genutzt werden kann.