Integration von BNE in die Geographiedidaktik: Gelingt die Abkehr vom “Weiter wie bisher“?

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 09:00–10:30
Sitzungsraum
SH 0.105
Autor*innen
Stefan Baumann (PH Zürich)
Kurz­be­schreib­ung
Nachhaltigkeit spielt für Expert*innen wie für Studierende eine immer grössere Rolle. Eine Studie an der Pädagogischen Hochschule Zürich geht der Frage nach, wie sich die Vorstellungen der Studierenden in einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Lehrveranstaltung der Geographiedidaktik wandeln.

Abstract

Nachhaltigkeit als Ziel gesellschaftlicher Entwicklung spielt in Politik und Bildung eine immer bedeutendere Rolle. Bildungspolitische Vorgaben greifen diese Entwicklung auf und suchen Lösungen zur stärkeren Implementierung der Nachhaltigkeit in die Schule. Der Beitrag stellt eine Studie aus dem Umfeld der Geographiedidaktik vor, die der Frage nachging: Wie muss sich die Ausbildung entwickeln, um die Bedürfnisse nachhaltiger Entwicklung und disziplinärer Vorgaben einlösen zu können? Und: Wie verändert sich die Perspektive von Studierenden, wenn sie sich mit fachdidaktischen Aspekten einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung auseinandersetzen?

Das Untersuchungsdesign der Studie greift Ansätze der Didaktischen Rekonstruktion auf, um gleichzeitig der fachlichen Dimension wie den Lernvoraussetzungen der Studierenden gerecht zu werden. Mittels einer Aktionsforschung wurde geprüft, inwieweit die Erweiterung der fachlichen Klärung um die Perspektive der Nachhaltigkeit ein fruchtbarer Ansatz ist, um die Ausbildung von Studierenden und in letzter Konsequenz die Gestaltung von Geografieunterricht stärker an Nachhaltigkeitsaspekten zu orientieren.

Die Studie zeigt, dass Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) für Expert*innen wie auch für Studierende ein zentrales Konzept für Planung und Durchführung von Unterricht darstellt. Dabei kann festgestellt werden, dass Studierende mit Nachhaltigkeit v.a. die Zugänge der klassischen Umweltbildung (Konsum, Umgang mit Ressourcen) verbinden. Andere Zugänge wie etwa Entwicklungszusammenarbeit, Migration oder Politische Bildung assoziieren sie von sich aus selten mit BNE. Das Thema Klimawandel greifen sie höchstens oberflächlich auf. Die vom Lehrplan geforderten didaktischen Prinzipien Partizipation und Zukunftsorientierung finden sich auch am Schluss der Lehrveranstaltung in Planungsarbeiten zu BNE kaum, Handlungsorientierung wird als Vermittlung von Handlungsanweisungen missverstanden. Insgesamt zeigt sich, dass das Verständnis für Nachhaltigkeit und BNE nicht in einer einzelnen Lehrveranstaltung aufgebaut werden kann, sondern über die gesamte Studienzeit vertieft werden muss.