Neues aus der Vorstellungsforschung im Fach Geographie
Abstract der Sitzung
Die Vorstellungsforschung im Fach Geographie in Deutschland kann mittlerweile auf eine mehr als 15jährige Geschichte zurückblicken. In zahlreichen Forschungsarbeiten wurden Vorstellungen über geographische Konzepte von Lernenden und Lehrenden mit empirischen Methoden analysiert und theoretisch eingeordnet (Framework-Theorien, Knowledge-in-Pieces-Theorie, Theorie der verkörperten Kognition, Metapherntheorie). Studien, in denen Strategien und Lernangebote zur Veränderung von Alltagsvorstellungen (Conceptual Change) von Lernenden und Lehrenden beschrieben und auch empirisch auf ihre Lernwirksamkeit getestet wurden, ebenso wie qualitative Lernprozessanalysen und die Rekonstruktion von Lernpfaden, sind hingegen weniger häufig.
Die Vorstellungsforschung darf sich nicht nur auf die Ermittlung und Einordnung von Alltagsvorstellungen beschränken, sondern muss sich auch vermehrt damit auseinandersetzen, wie in Lernprozesse Vorstellungen verändert und wie tiefes Verstehen und dadurch robustes Wissen erreicht werden können. Ebenso wichtig ist die die Entwicklung von Konzepten, mit denen die Erkenntnisse aus der Vorstellungsforschung in die Praxis umgesetzt werden können.
Ein Desiderat betrifft auch die klare Kategorisierung des Konstrukts „Alltagsvorstellungen“ im Fach Geographie, das sich im Hinblick auf die unterschiedlichen Sachstrukturen der Physio- und Humangeographie grundsätzlich unterscheiden dürfte.
In der geplanten Fachsitzung soll Forschung zu den genannten Problemkreisen zur Diskussion gestellt werden. Von Interesse sind
- nach wie vor Studien, die Vorstellungen von Lernenden und Lehrenden über geographische Konzepte untersuchen,
- Studien über nachgewiesenen Conceptual Change von geographischen Konzepten auf allen Schulstufen und in der tertiären Bildung,
- Beiträge, die zur Klärung des Konstrukts „Alltagsvorstellungen“ mit Bezug auf die unterschiedlichen Sachstrukturen der Physio- und Humangeographie beitragen,
- Beiträge, die verschiedene theoretische Ansätze des Conceptual Change hinsichtlich ihrer Erklärungskraft des Konzeptbegriffs untersuchen,
- Beiträge, die die Theoriediskussion hinsichtlich der Konzeption einer integrativen Conceptual-Change-Theorie aufgreifen und an Beispielen aus der Geographie untersuchen,
- Forschungs- und Entwicklungsbeiträge, die den Möglichkeiten des Transfers der Vorstellungsforschung in die Praxis beschreiben.