Interkommunale Kooperationen als Transformationsmotor: Erste Erkenntnisse aus einem interkommunalen Reallabor

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 14:30–16:00
Sitzungsraum
SH 2.109
Autor*innen
Ute Samland (TU Berlin)
Christoph Kollert (Gemeinde Eichwalde)
Kurz­be­schreib­ung
Die Verkehrswende umzusetzen, ist eine kommunale Aufgabe, die Schaffung flächendeckender Infrastruktur dabei oft eine (kommunale) Gemeinschaftsaufgabe. Daher wird derzeit in einem Reallabor ein s.g. “Interkommunales Radverkehrsmanagement” etabliert, das kommunenübergreifend innovative Ansätze zur Radverkehrsförderung erprobt. Dieser Beitrag berichtet über erste Erkenntnisse und ordnet diese ein.

Abstract

Die Radverkehrsförderung stellt eine wichtige Säule in der kommunalen Verkehrswende dar. Da der Radverkehr selten an Kommunengrenzen endet, sind interkommunale Ansätze und Maßnahmen jedoch entscheidend, um die Mobilitätswende flächendeckend und somit nutzerfreundlich gestalten zu können. Gleichzeitig hängt die Erstellung zeitgemäßer Radinfrastruktur oftmals an kommunalen Verwaltungsstrukturen, die bisher nur selten auf eine langfristige, integrierte oder gar kommunenübergreifende Radverkehrsförderung ausgelegt sind (Wang 2018; Stein et al. 2022; Albers 2022).

Aufgrund ihrer räumlichen Siedlungsverflechtungen haben sich sechs Kommunen im Berliner Umland mit der TU Berlin und der TH Wildau in einem Reallabor zusammengeschlossen, in dem gemeinsam unterschiedliche Ansätze zur Förderung interkommunaler Kooperationen erprobt werden. Diese Transformationsprozesse sollen im Rahmen der wissenschaftlichen Beobachtung und hinsichtlich ihrer Übertragbarkeit evaluiert werden (vgl. Di Giulio und Rico 2018). Der zentrale Ansatz zur Umsetzung von Maßnahmen ist dabei das “Interkommunale Radverkehrsmanagement” (IRVM), mit dem die Kommunen unterstützt werden sollen, wo nichtmonetäre Hemmnisse der Umsetzung von radverkehrsbezogenen Maßnahmen entgegenstehen oder diese nicht allein mit kommunalen Ressourcen erfolgen kann. Der dabei erzeugte „Innovationsvorrat“ (Gantert und Stokman 2018, S. 1) soll in siedlungstypspezifischen und praxisbezogenen Handreichungen konsolidiert werden:

Die Evaluation des IRVM zeigt beispielsweise, wie maßgeblich geographische Eigenheiten, verschiedene Verwaltungskulturen und einzelne Akteure die Möglichkeiten der interkommunalen Radverkehrsförderung beeinflussen. So empfiehlt es sich für das IRVM einerseits, sich an die lokale Verwaltungspraxis anzupassen und konkrete Unterstützungsleistungen anzubieten. Andererseits können mit unkonventionellen Ansätzen gezielt Impulse gesetzt werden. Gerade durch die enge Anbindung an die Kommunen kann das IRVM dabei eine übergeordnete Wirkung entfalten, ohne die kommunale Integrität zu gefärden.

Albers, V., K. Bugow. 2022. Umsetzungsbericht. Stand der Umsetzung des Radverkehrskonzepts des Kreis Darmstadt-Dieburg. Hochschule Darmstadt

Di Giulio, A., and Rico D. 2018. Transdisziplinär und transformativ forschen. Eine Methodensammlung. Wiesbaden: Springer.

Gantert, M., A. Stokman. 2018. Stuttgart in Bewegung. Berichte von unterwegs. Reallabor für nachhaltige Mobilitätskultur. Edited by Universität Stuttgart.

Stein, T., T. Klein, S. Lindner. 2022. Was hemmt die Umsetzung der kommunalen Radverkehrsplanung? Erste Ergebnisse aus dem laufenden BMBF-Forschungsprojekt “KoRa - Beseitigung von Umsetzungshemmnissen in der kommunalen Radverkehrsplanung - soziotechnische Innovationen und kommunale Steuerungsmöglichkeiten”. Berlin. Difu-Sonderveröffentlichung.

Wang, L. 2018. Barriers to Implementing Pro-Cycling Policies: A Case Study of Hamburg. Sustainability 10/4196: doi:10.3390/su10114196