„Das Rad im Getriebe der Verkehrswende“: Erfolgsfaktoren und Notwendigkeiten (2/3)
Abstract der Sitzung
Angetrieben durch ein breites öffentliches und politisches Interesse, streben viele europäische Städte einen raschen Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur an, um das “Alltagsradeln” und damit die Verkehrswende zu fördern. Die Förderung des Radverkehrs ist dazu als ein zentraler Baustein nachhaltiger Verkehrsgestaltung erkannt worden. Mehr Platz für Radfahrende sowie die Schaffung sicherer, komfortabler und bedarfsgerechter Radinfrastrukturen sind für eine alltägliche Nutzung des Fahrrads unerlässlich. Dabei soll ein hochwertiges, integriertes öffentliches Verkehrssystem sowohl in Städten als auch in ländlichen Räumen durch eine faire, umweltfreudliche und flächendeckende Mobilität gewährleistet werden. Bei der Umsetzung von Maßnahmen sind jedoch nach wie vor viele Hürden auf unterschiedlichen Ebenen zu nehmen. Auf der Verwaltungsebene fehlt es etwa an Finanzmitteln, personellen Ressourcen, Fachwissen und strategischen Zielsetzungen, um langwierige radverkehrsbezogene Maßnahmen zu planen und umzusetzen. Zwar erhöhen auf zivilgesellschaftlicher Ebene vielerorts durchgeführte Radentscheide den Druck einer politischen Kehrtwende. Trotz allgemeiner Zustimmung auf politischer Ebene fehlen bisher aber institutionelle Rahmenbedingungen, um die Radverkehrsförderung langfristig zu stützen. Auf der Ebene des Verkehrssystems gibt es Befürchtungen der “Kannibalisierung”, d.h. eine unnachhaltige Modalsplitsubstitution, etablierter Mobilitätsanbieter (speziell den ÖPNV) durch alternative Angebote, wie durch E-Bike Sharing Systeme. Dies zeigt, dass die notwendige Neuverteilung des öffentlichen Raumes angesichts der vielfältigen Beharrungskräfte nicht ohne Reibung vollzogen wird und die Mobilitätswende nicht nur eine Antriebs- sondern auch Kulturwende bedingt.
Wir laden Beiträge ein, die sich mit der Radverkehrsförderung sowie -entwicklung in städtischen oder ländlichen Räumen auseinandersetzen und auch in Relation zu anderen Verkehrsträgern betrachten. In der Fachsitzung wollen wir folgende Fragestellungen und Themen adressieren:
- Welche Rolle kommt der Radverkehrsförderung als Baustein einer integrierten Verkehrsplanung zu?
- Wie können die Bevölkerung und andere relevante Akteure bei der Entwicklung von Radverkehrsstrukturen eingebunden werden?
- Welche Akteure, Strategien, Maßnahmen und Instrumente bewähren sich bei der Erstellung eines (ortsübergreifenden) Radverkehrsnetzes sowohl in urbanen als auch in ländlichen Gebieten?
- Welche Rolle spielen Fahrrad und E-Bike in multi- und intermodalen Verkehrssystemen?
- Welche Faktoren beeinflussen eine Zunahme des Radverkehrs/Modal Split-Verlagerungen?
- Welche Relevanz können (E‑)Bike Sharing Systeme in städtischen bzw. ländlichen Räumen entfalten?
- Welche Verkehrssicherheitsrisiken und Konflikte ergeben sich durch die Verschnellerung des Radverkehrs (E-Bikes) und wie können diese im Mischverkehr wie auch auf Radwegen usw. minimiert werden?