(Karto)Comics in der transformativen Bildung

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 18:15–19:45
Sitzungsraum
HZ 13
Autor*innen
Frederik von Reumont (Universität zu Köln)
Alexandra Budke (Universität zu Köln)
Kurz­be­schreib­ung
Comics in der Geographiedidaktik ermöglichen Lernenden eine multimodale Kommunikation sowohl in Konsum als auch Produktion. Wir zeigen anhand unserer empirischen Forschung die Potentiale des Mediums für die schüler:innenzentrierte, interaktive und projektbasierte Bildung im Rahmen von BNE auf.

Abstract

Comics bieten für die kritische Geographiedidaktik eine medial äußerst reiche und in Teilen höchst normative Darstellung unserer Welt. Typisch geographische Themen wie Migration (z.B. Madgermanes von Birgit Weyhe), Stadtentwicklung (z.B. Die kopierte Stadt von Matthias Gnehm), raumbezogene Konflikte (z.B. Wir gehören dem Land von Joe Sacco) werden in Sachcomics, Comicreportagen oder fiktionalen Comicgeschichten häufig thematisiert. Durch die Kombination von Text und Bild und die Möglichkeit Karten, Diagramme und andere Informationsformen nahtlos in ein kohärentes Storytelling zu integrieren, transportieren Comics besonders überzeugende interpretative Lebensweltbeschreibungen. Räumliche Beziehungen, soziale Konstruktionen von Raum sowie Perspektiven auf den Raum und individuelle Raumwahrnehmungen können im Comic mit seinen vielfältigen Stilmitteln effektiv dargestellt werden. Des Weiteren können die Akteure als handelnde Figuren gezeigt werden, die mit ihrer Umwelt interagieren. Die Akteure werden in ihrem Kontext, ihrer Umwelt – ihrem Raum – dargestellt. Comics sind also in besonderer Weise dafür geeignet, im Raum handelnde Menschen als fühlende und rationale Beteiligte eines geographischen Konflikts darzustellen. Darauf weisen auch die Ergebnisse unserer experimentellen Schulstudie mit einem Comic zu einem komplexen Teilaspekt des Klimawandels hin (von Reumont und Budke, in Vorbereitung). In einem randomisierten Pretest-Posttest Verfahren mit 80 Probanden aus sechsten und siebten Klassen haben wir das Lernen mit einem Comic und einem eher traditionellen Lehr-/Lernmittel verglichen. Wir konnten zeigen, dass komplexe Inhalte zu einem Teilaspekt des Klimawandels von jungen Lernenden in großen Teilen besser verstanden werden als mit einem Sachtext. Zudem wird sichtbar, dass die Lernenden durch den Comic Akteure besser identifizieren und leichter eine globale Perspektive einnehmen können. Diese Erkenntnisse machen Comics über die allgemeinen Annahmen zu Motivation und Abwechslung im Schulunterricht hinaus zu einem vielversprechenden Kommunikationsmittel über komplexe geographische Inhalte.

Wir werden in diesem Vortrag anhand einiger Beispiele aus unserer eigenen Produktion die Potentiale des Comics für das transformative Lernen im geographischen Kontext aufzeigen und unsere empirischen Forschungsergebnisse in diesem Zusammenhang präsentieren. Insbesondere werden wir auf die Verschmelzung von Comics und Karten eingehen, und wie dieses neue Medium „Kartocomic“ Akteure und deren Perspektiven auf geographische Sachverhalte nachvollziehbar und gut verständlich verdeutlichen kann. Wir werden zudem auf die Produktion von Comics seitens der Lernenden eingehen, und wie dieser interaktive, projektbasierte Prozess gewinnbringend im Geographieunterricht begleitet werden kann und wie Schüler:innen ihre eigenen Sichtweisen mithilfe selbst verfasster Comics zum Ausdruck bringen können.