Klimaangst im Geographieunterricht begegnen: Die Förderung von Resilienz im Unterricht

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 14:30–16:00
Sitzungsraum
SH 3.101
Autor*innen
Rieke Ammoneit (Philipps-Universität Marburg)
Kurz­be­schreib­ung
Bisherige Bildungsziele hängen mit Klimaangst, einem ernstzunehmenden gesundheitlichen Risko, zusammen. Es ist Aufgabe der Geographiedidaktik sich um einen adäquaten Umgang mit Klimaangst zu bemühen.
Schlag­wörter
Klimaanst, Bildung für Nachhaltige Entwicklung, Resilienz

Abstract

Bildung für nachhaltige Entwicklung zur Förderung klimaschützenden Handelns ist heute allgemein anerkanntes Ziel im Geographieunterricht. Studien weisen darauf hin, dass dem Klimaschutz angemessenes Verhalten mit Klimaangst zusammenhängt (z. B. [1]). Klimaangst ist eine „erhöhte emotionale, mentale oder somatische Belastung als Reaktion auf gefährliche Veränderungen im Klimasystem“ [2]. Klimaangst ist eine gesunde Reaktion auf den Klimawandel, im Gegensatz zu Apathie und Verleugnung [3]: Die Wahrnehmung klimaängstlicher Menschen deckt sich mit überwältigenden wissenschaftlichen Beweisen [4]. Nichtsdestotrotz ist Klimaangst eine Bedrohung für das geistige und körperliche Wohlbefinden junger Menschen, die das gegenwärtige und zukünftige Leben des Einzelnen stark beeinträchtigen kann [5]. Es ist ethisch fragwürdig, Klimaangst zu initiierten um klimafreundliches Verhalten zu stärken, ohne ein Konzept zur Bewältigung der gesundheitlichen Auswirkungen auf den Einzelnen zu haben. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) bietet kein solches Konzept. Stattdessen zielt es darauf ab, Einzelpersonen darin zu schulen Veränderungen zu bewirken [6]. Die Einflussmöglichkeiten, die junge Menschen haben, können den Klimawandel jedoch nicht kontrollieren. Schülerinnen und Schüler sind aktuell keine geeignete Zielgruppe mehr für die Rekrutierung von Change Agents. Der Versuch, den Klimawandel durch Bildung in den Schulen einzudämmen, ist eine Form der Verleugnung. Der Geographieunterricht braucht dringend neue pädagogische Ansätze. Wir schlagen vor, ein Bildungskonzept für Resilienz zu entwickeln, das zu sinnvollem Handeln gegen Klimaangst anregen und gleichzeitig geographische Kompetenzen fördern soll.

[1] Whitmarsh, Player, Jiongco et al. 2022. Climate anxiety: What predicts it and how is it related to climate action? J Environmental Psychology, 83.

[2] Climate Psychology Alliance 2020. The Handbook of Climate Psychology.

[3] Dodds 2021. The psychology of climate anxiety. BJPsych Bulletin, 45(4), 222-226.

[4] IPCC 2022. Summary for Policymakers. In: Climate Change 2022, Cambridge University Press, 3–33.

[5] Wu, Snell, Samji 2020. Climate anxiety in young people: a call to action. The Lancet Planetary Health, 4(10).

[6] UNESCO 2020. Education for sustainable development: a roadmap.