Klimagerechtigkeit: Eine Frage kollektiver oder individueller Verantwortung ?
Abstract
Hintergrund und Anlaß
Die Klimakrise wird auch für uns in Mitteleuropa immer stärker spürbar, aber viele staatliche Maßnahmen können mit ihr nicht Schritt halten. Deshalb werden permanente öffentliche Bildungsarbeit und punktueller öffentlicher Druck auf die Regierungen immer wichtiger. Wir haben in Luxemburg für die Bildungsarbeit die Wanderausstellung „Wir alle sind Zeugen – Menschen im Klimawandel“ und für die politische Arbeit aus Anlaß des 27. Klimagipfels (COP27) die Studie „Eine Frage der Verantwortung“ realisiert. Ziel ist, zu zeigen, dass beide Aktionsformen zusammenhängen und das Wissen um individuelle und kollektive Verantwortung stärken.
Methoden
Basierend auf den Berichten des Weltklimarats erstellte die Nichtregierungsorganisation ASTM in Kooperation mit zwölf Partnerorganisationen aus Europa, Lateinamerika, Afrika und Asien sowie finanzieller Unterstützung der Europäischen Union die Ausstellung „Wir alle sind Zeugen…“ . Sie dokumentiert auf 30 Tafeln mit Aussagen von Klimazeugen, Daten, Fotos, Karten und Graphiken, wie Menschen aus den Ländern der Partner von der Klimakrise betroffen sind, und will so ein Gefühl der Verantwortlichkeit und Solidarität erzeugen. Die Ausstellung wurde in sieben Sprachen übersetzt und in den Ländern der europäischen Partner gezeigt.
Kurz vor der COP27 im November 2022 veröffentlichte ASTM die Studie „Eine Frage der Verantwortung“ mit dem Ziel, die Position Luxemburgs auf dem Klimagipfel zu beeinflussen. Sie zeigt nach dem Verursacherprinzip die Mitverantwortung Luxemburgs für die globalen Verluste und Schäden im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Gemäß dem Rechenmodell des Climate Equity Reference Calculators, das den Grundsatz der “gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortlichkeiten und Fähigkeiten” der Klimarahmenkonvention quantifiziert, soll Luxemburg für rund 0,08 % der Kosten der jährlichen globalen Verluste und Schäden aufkommen. Zugleich wird Luxemburg aufgefordert, sich auf der COP27 für die Errichtung eines Fonds für Loss und Damage einzusetzen.
Ergebnisse und Schlußfolgerung
Kontinuierliche öffentliche Bildungsarbeit schafft ein Bewußtsein bei Teilen der Bevölkerung für ihre Verantwortung als Bürger – und auch als Wähler; dies können die politischen Entscheidungsträger nicht einfach ignorieren. Lobbyarbeit hingegen ist punktuell, setzt immer an bestimmten Anlässen an und beinhaltet konkrete Forderungen nach verantwortlichem Handeln. Diese müssen aber auf einer Linie mit der vorherigen Kommunikation in der Bildungsarbeit liegen und „just in time“, eben wenn es politisch gerade nötig ist, erscheinen.
Luxemburg gehörte zu den Staaten, die sich auf der COP27 für die Schaffung eines Fonds eingesetzt und Geldmittel dafür zugesagt haben.
Mit ihrem natur- und sozialwissenschaftlichen Background und ihrem globalem Denken sind Geographen gut aufgestellt für den öffentlichen Diskurs um globale Klimagerechtigkeit.2918 Z.