Kommunale Ideenplattformen in der Stadtentwicklung: Herausforderungen und Erfolgsfaktoren

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 09:00–10:30
Sitzungsraum
SH 3.104
Autor*innen
Lars Wiesemann (vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V.)
Anna Wildhack (HCU Hamburg)
Kurz­be­schreib­ung
Kommunale Ideenplattformen haben als digitales Beteiligungsinstrument in der Stadtentwicklung Konjunktur. Der Beitrag beleuchtet diese neuere Form der E-Partizipation, diskutiert die Qualitäten, aber auch Probleme solcher Plattformen und benennt Anforderungen für ihren erfolgreichen Betrieb.
Schlag­wörter
E-Partizipation, kommunale Ideenplattformen, Crowdsourcing, Stadtmachen

Abstract

„Starten Sie hier Ihre Initiative, sammeln Sie Unterstützung für Ihren Vorschlag und adressieren Sie diesen direkt an die Stadtverwaltung“ – mit solchen Slogans werben inzwischen viele Kommunen auf eigens initiierten digitalen Plattformen, um Bürger*innen an der Stadtentwicklung zu beteiligen. Die Besonderheit ist: Unabhängig von konkreten Planungsvorhaben wird auf den Plattformen zur offenen Ideensammlung aufgerufen, zum gemeinsamen Gestalten von Stadt. Plattformen wie „Frankfurt fragt mich“, „Mitreden Braunschweig“, „Mannheim gemeinsam gestalten“ oder „Mein Augustusburg“ stehen hierfür beispielgebend.

Plattformen dieser Art repräsentieren eine neuere Form der E-Partizipation in der Stadtentwicklung. Sie sind in der Regal als dauerhaftes Angebot konzipiert und folgen einem Partizipationsmodus, der auf dem Prinzip des Crowdsourcings basiert: Die Crowd, also die Bürger*innen sollen sich mit ihren Ideen zur Verbesserung der Stadt einbringen. Vom Einsatz dieser Plattformen erhoffen sich Verantwortliche aus kommunaler Verwaltung und Politik nicht nur neue oder gar innovative Ideen für die Stadtentwicklung. Auch wollen sie damit lokale Demokratie beleben, das Engagement von Bürger*innen in der Stadtentwicklung fördern und die Menschen vor Ort dauerhaft in die kommunale Entwicklung einbinden.

Mit unserem Beitrag lenken wir den Blick auf diese neuere Form der E-Partizipation in der Stadtentwicklung, die sich von der gängigen anlassbezogen (Online‑)Beteiligungspraxis zu vordefinierten Planungen oder Themen abhebt. Wir stellen ausgewählte kommunale Ideenplattformen aus Deutschland auf den Prüfstand und fragen, inwiefern diese E-Partizipationsangebote eine co-kreative und von bürger*innengetragene Stadtentwicklung befördern. Ausgehend von einer Analyse der Verfahren auf den Plattformen zeigen wir ihre Qualitäten wie auch Probleme auf und diskutieren, wie sie den Ansprüchen und Erwartungen von Bürger*innen, aber auch von den Verantwortlichen aus kommunaler Verwaltung und Politik stärker gerecht werden können. Die dargelegten Erfolgsfaktoren beziehen sich u. a. auf die Gestaltung der Kommunikations- und Kollaborationsprozesse (digital wie analog), die Wege der Entscheidungsfindung bezüglich Auswahl und Umsetzung der eingereichten Bürger*innen-Ideen sowie auf die Einbettung der Plattformen in die lokalen Verwaltungsstrukturen.

Der Beitrag basiert auf empirischen Ergebnissen des Forschungsprojekts „Entwickeln. Finanzieren. Umsetzen. Stadtmachen auf digitalen Plattformen“ (Laufzeit 2019-2022), in dem kommunale Ideenplattformen als Instrument partizipativer Stadtentwicklung in einer vergleichenden qualitativen Untersuchung kritisch analysiert wurden.