Illusion und Realität der E-Partizipation: Erfolgsbedingungen und Stolpersteine digitaler Bürger*innenbeteiligung in der Stadt- und Regionalentwicklung (1/2)

Fachsitzung
Sitzungs-ID
FS-224
Sitzungsreihe
Gehe zu: Teil (2/2)
Termin
Mittwoch (20. September 2023), 09:00–10:30
Raum
SH 3.104
Sitzungsleitung
Sarah Karic (JLU Gießen)
Kurz­be­schreib­ung
Bürger*innen haben zunehmend Anspruch und Möglichkeit sich digital an der Gestaltung ihrer Stadt und Region zu beteiligen. In der Session werden Funktionen, Erfordernisse, Erfolgsbedingungen, Stolpersteine und notwendige Weiterentwicklungen von E-Partizipation diskutiert.
Lars Wiesemann (vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V.)
Anna Wildhack (HCU Hamburg)
Kommunale Ideenplattformen in der Stadtentwicklung: Herausforderungen und Erfolgsfaktoren

Abstract der Sitzung

Der immer zentralere Stellenwert der Beteiligung von Bürger\innen in den vergangenen Jahrzehnten zeigt die Verschiebung der Rollenverständnisse zwischen Staat/Stadt, Gesellschaft und Wirtschaft. Klassische hierarchische „Government“-Strukturen werden durch horizontale Netzwerke diverser Akteure zur Gestaltung des urbanen Raums (Urban Governance) oder der Region (Regional Governance) ersetzt und ergänzt. Trotz der großen Relevanz von Partizipation bestehen verschiedene Problematiken fort. Intransparenz und soziale Selektivität von Beteiligungsprozessen führen zu sinkendem Vertrauen in Politik und Verwaltung und damit zu geringem Partizipationsinteresse. Vor diesem Hintergrund wurden große Erwartungen in die Entwicklung von E-Partizipation - mithilfe von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) durchgeführte Beteiligungsverfahren - gelegt. E-Partizipation ist ein Teilaspekt des „E-Government“ als digitale Transformation kommunaler Strukturen und Bürger\innendienste und zudem zentrales Element der Smart City-Bewegung. Seit der Etablierung in den 1990er Jahren haben sich die Methoden der digitalen Beteiligung ständig weiterentwickelt (Web 2.0, Apps, Virtual Reality) und werden vielerorts routinemäßig – auch in Kombination mit analogen Verfahren – eingesetzt. E-Partizipation bietet einerseits viele Chancen. Beteiligungsbarrieren können durch neue Kommunikationswege und die zeitliche und räumliche Unabhängigkeit gesenkt und mehr Menschen erreicht werden. Andererseits sind der Aufbau von Medienkompetenzen, die Sicherheit im digitalen Raum sowie die Wirksamkeit von E-Partizipation Herausforderungen, die Umsetzungs- und Beteiligungshürden darstellen und zu Skepsis führen können. Der Anspruch an E-Partizipation sowie das große Potential als Schnittstelle zwischen Bürger\*innen und Verwaltung stellen relevante Ansatzpunkte für die Scientific Community dar.

Vor diesem Hintergrund diskutieren wir in der Fachsitzung Erfolgsfaktoren und Stolpersteine von E-Partizipation in der Stadt- und Raumentwicklung. Wir gehen der Frage nach, wie Rahmenbedingungen für E-Partizipation gestaltet sein müssen, um den Ansprüchen verschiedenster Akteure gerecht zu werden. Wie hat sich E-Partizipation in den vergangenen Jahren entwickelt und welche Verfahren werden eingesetzt? Welche Rolle spielt die Covid-19-Pandemie bei der Etablierung von digitalen Verfahren? Und welche Notwendigkeiten zur Weiterentwicklung von E-Partizipation bestehen? Zudem sind die Einbettung von E-Partizipationsverfahren in den Planungsprozess, die hybride Integration von digitalen und analogen Ansätzen und die allgemeine Steigerung der Transparenz (Open Government) Thema der Sitzung. Beispiele digitaler und hybrider E-Partizipationsverfahren werden im Rahmen von Fallstudien, Best-Practices oder vergleichenden Untersuchungen diskutiert und es wird aufgezeigt, welchen Beitrag die geographische Forschung zur Etablierung von E-Partizipation für die Stadt- und Regionalentwicklung leisten kann.