Kommunale Konfliktberatung und Partizipative Konfliktforschung (KomPa)

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 14:30–16:00
Sitzungsraum
SH 1.105
Autor*innen
Christina Pauls (Universität Augsburg)
Katharina Huxol (forumZFD)
Kurz­be­schreib­ung
Partizipative Konfliktforschung zwischen Praktiker*innen und Wissenschaftler*innen ist besonders geeignet, um Konfliktbearbeitung im kommunalen Raum zu erforschen. Sie führt inhaltlich zu überraschenden Ergebnissen und trägt auf prozessualer Ebene zu friedensfördernden Erkenntnissen bei.
Schlag­wörter
Kommunale Konfliktberatung, Partizipative Konfliktforschung, Multiperspektivität, Dialogische Erkenntniskultivierung

Abstract

Im partizipativen Forschungsprojekt ‚KomPa‘, der Pilotstudie einer intensiven Kooperation zwischen Praktiker*innen der Kommunalen Konfliktberatung (KKB) und Wissenschaftler*innen der Friedens- und Konfliktforschung, wird der Frage nachgegangen, wie KKB funktioniert. Der Beitrag geht auf die Frage ein, welche Erkenntnisse aus der transformativen und partizipativen Forschung zur Bearbeitung lokaler Konflikte beitragen können. Dabei werden Erkenntnisse auf inhaltlichen und prozessualen Ebenen des Forschungsprojektes eingebracht. So trägt Partizipative Konfliktforschung in erheblichem Maße zur Kultivierung friedensfördernder Erkenntnisse bei. Mit ihr wird nämlich ein doppelter Bezug zu sozialen Konflikten hergestellt, der sich a) inhaltlich mit sozialen/lokalen Konflikten und ihrer Bearbeitung beschäftigt und b) auf der Produktivmachung von Konflikten als forschungspraktische Ressource beruht.

Für die inhaltliche Beantwortung der Forschungsfrage wurden im Rahmen des partizipativen Prozesses auch Praktiker*innen der KKB in Gruppen- und Einzelsettings interviewt sowie Erkenntnisse aus Theorie und Praxis miteinander abgeglichen und zusammengeführt. Die so gewonnenen Einsichten verdeutlichen, dass selbst die Beschreibung von Konfliktbearbeitungsansätzen wie der KKB von Perspektivenvielfalt durchzogen ist und trotzdem und vielleicht gerade aufgrund dieser Vielfalt spannende Erkenntnisse gewonnen werden konnten. Zum Beispiel darüber, dass die KKB als institutiutionalisierte Form der Konfliktbearbeitung einem bestimmten Ablauf folgt und auch zu neuen Formen der Konfliktbearbeitung beiträgt.

Auf prozessualer Ebene wurde die Produktivmachung der Perspektivenvielfalt, allen voran diejenige zwischen ‚Wissenschaft‘ und ‚Praxis‘, mit ihren Herausforderungen und Möglichkeiten gelebt und reflektiert. Dabei traten Machtasymmetrien, Differenzen, aber auch Gemeinsamkeiten zwischen Friedens- und Konfliktforschung und Kommunaler Konfliktberatung hervor, deren Bearbeitung, Thematisierung, Nutzbarmachung in einen ‚Dritten Raum‘ verlagert wurde. Dieser ‚Dritte Raum‘ jenseits festgefahrener Rollenverteilungen von ‚Wissenschaft‘ und ‚Praxis‘ ermöglichte die gemeinsame Kultivierung neuer Erkenntnisse (Dialogische Erkenntniskultivierung), Perspektivenwechsel unter den partizipativ Forschenden und die Bearbeitung epistemologischer Konflikte im Forschungs-/Erkenntnissetting.