Kooperationen im Nordwesten Niedersachsens: Eine Analyse und Bewertung informeller und formeller Kooperationen vor dem Hintergrund der Raumwirksamkeit im Kontext der Großen Transformation.
Abstract
Der hier vorgestellte Beitrag untersucht bestehende lokale, regionale und überregionale Kooperationen im Nordwesten Niedersachsens im Kontext der Großen Transformation (im Sinne des WBGU 2011 und Schneidewind 2018). Der Untersuchungsraum entspricht der Weser-Ems-Region und umfasst insgesamt 12 Landkreise und 5 kreisfreie Städte. In der sowohl naturräumlich als auch sozioökonomisch sehr vielfältigen und komplizierten Region kommen diverse Ansprüche im Zusammenhang mit der Großen Transformation zusammen, die eine Implementierung von Maßnahmen erschweren können. So treffen Wattenmeer, Marsch‑, Geest- und Moorlandschaften auf intensive Landwirtschaft, Ernährungsindustrie, Fahrzeug- und Maschinenbau, erneuerbare Energieproduktion (neben Windenergie vermehrt auch Wasserstoff) und intensiven Tourismus. Gleichzeitig hat die überwiegend ländlich geprägte Region mit allen Herausforderungen, des demographischen und strukturellen Wandels zu kämpfen. Aufgrund ihrer naturräumlichen Gegebenheiten kann die Region eine zentrale Rolle bei der Transformation im überregionalen Maßstab einnehmen (z. B. als CO2-Senke, Erneuerbare-Energien Produzentin oder Artenvielfalt); dem stehen jedoch aufgrund des sozioökonomischen Regimes große Herausforderungen gegenüber. Vor diesem Hintergrund bilden sich im Nordwesten Niedersachsens immer wieder Kooperationen sowohl auf formeller als auch informeller Ebene, die verschiedene Herausforderungen der Großen Transformation adressieren. Im Zentrum der Untersuchung steht daher die Frage, welche Kooperationen und/oder Kooperationsnetzwerke im Kontext der Großen Transformation besonders raumwirksam sind und warum. Dabei werden sowohl Kooperationen im Zusammenhang der formellen Planung, als auch Kooperationen im eher informellen Bereich der Regionalentwicklung betrachtet. Dazu gehören einerseits institutionalisierte Kooperationen, deren Initiierung auf Basis von EU‑, Bundes- oder Landespolitiken erfolgt, wie z. B. LEADER‑, ILEK- oder Dorferneuerungsprozesse. Andererseits zählen aber auch Kooperationen im Rahmen lokaler, regionaler und überregionaler Netzwerke, wie z. B. das Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen, die Metropolregion Nordwest, das Wadden Sea Forum oder der Oldenburger Energiecluster dazu. Dabei wird ein Überblick über bestehende Kooperationen, ihre Anknüpfungspunkte und Anlässe in verschiedenen Kontexten der Großen Transformation gegeben. Es wird untersucht, welche Akteure, in welcher Form und Intensität kooperieren und wie sich die verschiedenen Kooperationsnetzwerke hinsichtlich bestimmter Kriterien unterscheiden. Schließlich wird dargestellt, inwiefern die Kooperationsnetzwerke bezogen auf ihre jeweiligen Handlungsfelder raumwirksam sind oder eben nicht und welche Faktoren dabei im jeweiligen Kooperationskontext die Raumwirksamkeit befördern oder hemmen. Schließlich werden Erkenntnisse und Schlussfolgerungen für formelle und informelle Planungsinstrumente abgeleitet.