Landschaftsmosaik Welterbe Oberes Mittelrheintal: Kulturlandschaft nachhaltig entwickeln

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 09:00–10:30
Sitzungsraum
SH 2.109
Autor*innen
Elena Simon (Hochschule Geisenheim University)
Jenny Eckes (Hochschule Geisenheim University)
Kurz­be­schreib­ung
Wie kann die UNESCO-Welterbe-Kulturlandschaft des Oberen Mittelrheintals, die zunehmend von Nutzungsaufgabe und Verbuschung geprägt ist, zukunftsfähig und nachhaltig entwickelt werden? Anhand dreier Modell¬kommunen werden Lösungs¬ansätze zur Entwicklung einer vielfältigen Mosaik¬landschaft aufgezeigt.

Abstract

Die Region des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal steht vor großen Heraus-forderungen im Hinblick auf die künftige Entwicklung ihrer einzigartigen Kultur¬landschaft (Schafranski 2020; Veith et al. 2012). Auch die soziale, wirtschaftliche und touristische Situation in dem engen und einst von großem Aufschwung geprägten Flusstal wirft drängende Zukunftsfragen auf (Monheim 2020; Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landes¬planung Rheinland-Pfalz 2013). Das Welterbe¬gebiet durchläuft einen grundlegenden strukturellen Wandel (Schafranski 2020), den es nachhaltig und zukunftsfähig zu lenken und gestalten gilt (Kloos 2020).

Während die Landschaft des Oberen Mittelrheintals ehemals insbesondere vom Terrassen-weinbau in den steilen Flusshängen gekennzeichnet war, wird sie seit den letzten Jahrzehnten zunehmend von Nutzungs¬aufgaben und damit einhergehend einer starken Verbuschung und Verwilderung bestimmt (Veith et al. 2012; Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal 2008). Der besondere terrassen¬artige und offene Charakter der Hänge mit zahlreichen Trocken¬mauern als prägendes Merkmal geht nach und nach verloren und steht einer fortwährenden Ausbreitung des Waldes sowie einer Monotoni¬sierung der Landschaft gegenüber. Diese sukzessive Entwicklung wirkt sich nicht nur nachteilig auf das Landschaftsbild, sondern etwa auch auf die daran angepasste Tier- und Pflanzenwelt aus (Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal 2008; Kloos 2020).

Im Projekt Landschafts¬mosaik Welterbe Oberes Mittelrheintal wird auf diese Entwicklungen reagiert und werden Lösungs¬ansätze zur Gestaltung einer wieder vielfältigeren Mosaik-landschaft erarbeitet. Am Beispiel dreier Modell¬kommunen in der Region werden partizipativ Konzepte und Maßnahmen für die nachhaltige Nutzung ehemals brachliegender Flächen entwickelt. Im Fokus stehen hierbei sowohl die langfristige Sicherung von Lebensräumen xerothermer Arten und die Verbesserung des Lebensraum¬verbunds als auch die Förderung der besonderen Ästhetik des historisch geprägten Landschaftsbilds und der Wertschöpfung durch Landnutzung und Tourismus. Parallel wird der Landschafts¬wandel im Welterbe¬gebiet im Zeitraum von Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute kartografisch aufbereitet.

Im steten Austausch mit lokal wirkenden Akteur*innen und Bewohner*innen werden in den drei Gemeinden jeweils unterschiedliche thematische Schwerpunkte und Herausforderungen angegangen. Diese reichen von der Offenhaltung durch Beweidung über die Entwicklung nachhaltiger Baumbestände und den Anbau klimaangepasster Obstsorten bis hin zu Agroforst-Konzepten und einem zukunftsweisenden Steillagen-Weinbau.

Ziel des Projekts ist die Erarbeitung eines Katalogs standardisierter Maßnahmen¬blätter, die im Anschluss in weiteren Kommunen und dem gesamten Mittelrheintal Anwendung finden und umgesetzt werden können.