Lautes Denken beim Kartenzeichnen: Zusammenhänge von kartografischen Konzepten und fachspezifischem Sprachgebrauch

Vortrag
Sitzungstermin
Mittwoch (20. September 2023), 11:00–12:30
Sitzungsraum
SH 0.105
Autor*innen
Neli Heidari (Universität Hamburg)
Knut Schwippert
Sandra Sprenger (Universität Hamburg)
Kurz­be­schreib­ung
Eine Evidenzbasierung im Hinblick auf fachliche und sprachliche Fähigkeiten von Schüler*innen im Umgang mit Karten ist von besonderer Bedeutung, um Lernpotenziale und -hürden zu identifizieren sowie entsprechende fachgerechte Unterstützungsangebote zu entwickeln. Unsere explorative Studie, bei der Schüler*innen der Sekundarstufe II beim Kartenzeichnen simultan laut gedacht haben, bietet erste Erkenntnisse über Zusammenhänge der fachlich angemessenen Umsetzung kartographischer Konzepte auf Kartenskizzen und dem angewendeten fachspezifischen Sprachgebrauch im Lautdenkprotokoll.
Schlag­wörter
Explorative Forschung, Lautes Denken, Kartenskizzen, Kartenkompetenz, fachspezifischer Sprachgebrauch

Abstract

Der Erwerb der Kartenkompetenz ist eine charakteristische Aufgabe des Geographieunterrichts. Die dafür erforderlichen fachlichen und sprachlichen Fähigkeiten der Schüler*innen ist von großer Bedeutung, da diese eine Grundvoraussetzung für den fachgerechten Umgang mit Karten im Geographieunterricht darstellen. In dem geographischen Diskurs bestehen unseres Wissens jedoch betreffende Forschungsdesiderate in diesem Feld (Heidari et al. 2022). Um ein vertieftes Verständnis der Zusammenhänge zwischen kartografischen Konzepten und dem fachspezifischen Sprachgebrauch der Schüler*innen im Umgang mit Karten aufzuzeigen, wurde ein exploratives Forschungsdesign entwickelt. Zehn Schüler*innen der Sekundarstufe II erhielten die Aufgabe, eine Kartenskizze mit einem Digital-Pen auf entsprechendem Spezialpapier einer vertrauten Strecke in der Schulumgebung zu zeichnen und dabei simultan laut zu denken. Basierend auf einem deduktiv abgeleiteten Kategoriensystemen wurde zum einen der kartographiespezifische/-unspezifische Sprachgebrauch der Proband*innen in Lautdenkprotokollen sowie zum andern das fachliche Wissen des kartographischen Konzepts durch dessen Produktion auf den Kartenskizzen quantitativ und qualitativ analysiert (Neumann 2011; Harwood and Usher 1999). Trotz der großen Streuung der Ergebnisse innerhalb der Stichprobe zeigen die Ergebnisse, dass ein Zusammenhang zwischen dem kartographiespezifischen Sprachgebrauch und der fachgerechten Umsetzung des kartographischen Konzepts auf den Kartenskizzen bei den Proband*innen der Stichprobe festzustellen ist. Proband*innen, die eine mittlere oder hohe Bandbreite eines kartographiespezifischen Sprachgebrauch aufweisen, paraphrasierten weniger und wendeten kartographische Konzepte größtenteils fachlich angemessener an.

Literatur:

Harwood, Doug, and Margaret Usher. 1999. “Assessing Progression in Primary Children’s Map Drawing Skills.” International Research in Geographical and Environmental Education 8 (3): 222-238. https://doi.org/10.1080/10382049908667613.

Heidari, Neli, Markus Sebastian Feser, Nina Scholten, Knut Schwippert, and Sandra Sprenger. 2022. “Language in primary and secondary geography education: a systematic literature review of empirical geography education research.” International Research in Geographical and Environmental Education: 1-18. https://doi.org/10.1080/10382046.2022.2154964.

Neumann, Joachim. 2011. Enzyklopädisches Wörterbuch Kartographie in 25 Sprachen. Walter de Gruyter.