Sprache im Geographieunterricht: Im Spannungsfeld zwischen Schriftlichkeit und Mündlichkeit. Ansätze, Methoden, Fördermöglichkeiten
Abstract der Sitzung
Sei es bei einer Lokalisierung von Orten, einer Analyse von Karten, der Entwicklung komplexer, systemischer Zusammenhänge oder bei der argumentativen Bewertung von raumbezogenen Fragestellungen- es bedarf einer spezifischen fachlichen Sprache: (Fach‑) Wörter, Satzstrukturen, „Texter- und bearbeitungskönnen“ kurzum ein fachsprachliches Register, um ein Verstehen und Lernen, Durchdringen und Interagieren im Geographieunterricht zu ermöglichen (Heuzeroth & Budke, 2021).
Die schriftliche und mündliche Sprachproduktion der Schüler\*innen machen das Beherrschen dieses fachsprachlichen Registers für Lehrkräfte sichtbar. Im bildungssprachlichen Kontext zeichnet sich die Schriftsprachlichkeit durch längere und komplexere Begriffe, Nominalisierungen, attributive Adjektive sowie eine höhere Lexikvarianz aus (Snow & Uccelli, 2009). Mündlichkeit dagegen, weist eine geringere Komplexität sowie z. B. Emotionalität und Interjektionen auf (Akinnaso, 1982; Cummins, 1981). Diese Sprachmodi können jedoch nicht unabhängig voneinander typisiert werden, sondern sind komplex und dynamisch miteinander verzahnt.
Im Geographieunterricht wird dies insbesondere im Umgang mit kontinuierlichen und diskontinuierlichen Texten sichtbar, da mündliche Äußerungen, wie das Beschreiben von Karten, auch konzeptionell schriftliche Merkmale aufweisen (Koch & Oesterreicher, 1985). Geographiespezifische Merkmale der Schriftlichkeit und Mündlichkeit sowie die Schnittstellen sind in der geographiedidaktischen Forschung allerdings kaum präsent (Heidari et al., in press). Die Bedeutung der empirischen Forschung zu diesen komplexen Zusammenhängen und dem daraus resultierenden Spannungsfeld der Mündlichkeit und Schriftlichkeit im Geographieunterricht sowie in der geographiedidaktischen Forschung sollen durch diese Session hervorgehoben werden.
Die Session behandelt daher evidenzbasierte, innovative und fachbezogene Ansätze, Methoden sowie Fördermöglichkeiten einzelner Teilfertigkeiten von Sprachkompetenz im Geographieunterricht. Es wird versucht Antworten auf folgende zentrale Fragestellungen der sprachlichen Förderung im Geographieunterricht zu geben:
- Inwieweit wird Sprache im Umgang mit geographiespezifischen Methoden und Arbeitsweisen empirisch erforscht und somit sichtbar?
- Worin bestehen Vorteile für die Lernenden beim Einbezug sprachsensibler/ sprachbewusst orientierter Lehr-/Lernansätze und wo liegen Herausforderungen in Bezug zur Unterstützung des fachlichen Lernens?
- Mit welchen Herausforderungen sehen sich Lehrkräfte bei der Erarbeitung sprachsensibler mündlicher oder schriftlicher Lernsettings konfrontiert und welche Lösungsansätze könnten ihnen angeboten werden?
- Welche Vor- und Nachteile liegen in digitalen Angeboten im Hinblick auf die Implementierung sprachsensibler Lehr-Lern-Settings im Geographieunterricht?
Die Session richtet sich an Lehrer\*innen an Schulen, Lehrende an Universitäten sowie interessierte Forschende zum sprachlichen Lernen im Fach Geographie.