Mögliche Gebäudezukünfte und der Rhythmus des Dazwischen
Abstract
In einem Standby-Modus (also zwischen ‚on‘ und ‚off‘), so argumentiert dieser Beitrag, befinden sich nicht nur die ‚Hochhausscheibe A-E‘ genannten Hochhäuser im Zentrum von Halle-Neustadt, sondern Teil des Standby sind auch all jene, die an der Suche nach einer Zukunft für die Gebäude beteiligt sind. Hierzu zählen allen voran die Planer der Stadtverwaltung Halle (Saale), die sich seit Beginn des Leerstands der Hochhausscheiben um das Jahr 2000 der Zukunft der Gebäude wiederkehrend widmen und diese in der Entwicklung von Szenarien und dem Navigieren zwischen nahen und fernen Zukünften, aber auch im Ringen mit Fördermittelgebern, dem Stadtrat, Bürgern und Investoren, bemüht sind zu formen. Während der Jahrzehnte des Leerstands wurden zahlreiche mögliche Zukünfte zwischen Abriss und Erhalt entworfen, diskutiert und beschlossen, ohne dass diese jedoch über Jahrzehnte eine Materialisierung fanden.
Grundlage für den Kurzvortrag ist ein Dissertationsprojekt, in dem zeitliche, materielle und politische Koordinaten von Standby als Modus des Dazwischen beschrieben werden. Die Forschung basiert auf einer ethnographischen Studie städtischer Planungspraktiken. Eine zentrale Quelle bilden Dokumente aus den Archiven der Stadtverwaltung wie Briefe und Emails, Protokolle, Konzepte und Pläne, anhand derer die Suche nach der Zukunft und das Aushandeln von (Un‑)Möglichkeiten nachvollzogen werden können.
Der Kurzvortrag spürt den Rhythmus von Standby auf, der sich aus den nicht-linearen Trajektorien möglicher Zukünfte für die Gebäude ergibt. Für den Vortrag werden Trajektorien einer solchen möglichen Zukunft nachvollzogen und das Verhältnis von Netzwerken und Projekt sowie von Ereignissen und Prozess analysiert. Beleuchtet werden damit Kontinuität und Wandel in auf die Zukunft ausgerichteter Konfigurationen im Standby-Modus.