„Man kann sich so gut in die Lage der anderen versetzen“: Ergebnisse einer Schulstudie im Geographieunterricht zur Arbeit mit persönlichen Erzähltexten im Vergleich zu Sachtexten

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 11:00–12:30
Sitzungsraum
SH 2.105
Autor*innen
Astrid Lütje (Universität zu Köln)
Kurz­be­schreib­ung
Persönliche Erzählungen einer selbst erlebten Wirklichkeit können geographische Themen differenzierter darstellen als Sachtexte, da sie unterschiedliche Perspektiven zum Ausdruck bringen. Sie fördern darüber hinaus die Arbeitsmotivation der Lernenden.

Abstract

Texte sind im Geographieunterricht das am häufigsten eingesetzte Medium, obgleich sie nicht zu den fachspezifischen Medien gehören. Trotz ihrer unbestrittenen Bedeutung für die Geographiedidaktik wurden sie bislang kaum erforscht.

Der Vortrag stellt die Ergebnisse einer Schulstudie im Geographieunterricht dar, in der die Arbeit mit persönlichen Erzähltexten im Vergleich zu Sachtexten untersucht wurde. Bei den Erzähltexten handelte es sich um authentische, nicht-literarische Erzählungen einer selbst erlebten Wirklichkeit in der Ich- oder Wir-Form. Sie wurden ursprünglich mündlich geäußert und anschließend verschriftlicht (z. B. Interviews) oder sie wurden von den Erzählenden in schriftlicher Form verfasst (z. B. Briefe, Tagebucheinträge).

Es werden zunächst allgemein die fachlichen und didaktischen Potenziale von Erzähltexten im Vergleich zu den in Schulbüchern üblichen Sachtexten theoretisch aufgezeigt. Anschließend werden die Ergebnisse einer Schulstudie präsentiert, die im Februar 2022 an einem Gymnasium in Nordrhein-Westfalen in zwei Klassen der 9. Jahrgangsstufe durchgeführt wurde. Am Beispiel des Sachthemas „Binnenmigration in Ägypten“ wurde untersucht, inwieweit sich die Arbeit mit den persönlichen Erzähltexten von der Arbeit mit Sachtexten unterscheidet. Der Schwerpunkt lag auf drei Untersuchungsfeldern: Wissenszuwachs, Erinnerungsleistung und Motivation.

Die Ergebnisse zeigen, dass persönliche Erzähltexte besser geeignet sind als Sachtexte, um den Lernenden ein Thema multiperspektivisch und differenziert zu vermitteln. Im Hinblick auf die Erinnerungsleistung konnten keine Unterschiede zwischen den beiden Textgruppen festgestellt werden. Bezüglich der Motivation zeigte sich ein Vorsprung der persönlichen Texte.

Abschließend zeigt der Vortrag Möglichkeiten des Einsatzes von persönlichen Erzähltexten im Geographieunterricht vor. Sie werden im Zusammenhang mit aktuellen geographiedidaktischen Fragen kritisch diskutiert.