Unterrichtsqualität im Fach Geographie: Eine Frage der Perspektive

Fachsitzung
Sitzungs-ID
FS-485
Termin
Freitag (22. September 2023), 11:00–12:30
Raum
SH 2.105
Sitzungsleitung
Melissa Meurel (Universität Münster)
Janis Fögele (Universität Hildesheim)
Kurz­be­schreib­ung
Wenngleich die Bedeutung der Unterrichtsqualität für den Lernerfolg vielfach konstatiert wird, existieren wenig evidenzbasierte Aussagen über Kriterien wirksamen Geographieunterrichts. Potenzielle Modellierungen und empirische Untersuchungen sollen im Rahmen der Session vorgestellt und diskutiert werden.

Abstract der Sitzung

Die Qualität von Unterricht wird vielfach als zentraler Prädiktor für erfolgreiche Lehr-Lern-Prozesse deklariert (u. a. Hattie 2009; Kunter & Voss 2011). Die Frage nach Kriterien für einen möglichst wirksamen Geographieunterricht ist jedoch aufgrund der Komplexität und Dynamik des Unterrichtsgeschehens nicht einfach zu beantworten (Helmke 2017). Für eine theoretische, evidenzbasierte Modellierung von Unterrichtsqualität wird in Sichtstrukturen und Tiefenstrukturen differenziert (Klieme & Rakoczy 2008). Hierbei werden Sichtstrukturen als übergeordnete Entscheidungen über die Organisation des Unterrichts verstanden (z. B. Methode, Sozialform). Hingegen Tiefenstrukturen fokussieren sich auf die Qualität der Auseinandersetzung der Schülerinnen und Schüler mit den Lerngegenständen sowie der Qualität zwischen Lehrkraft und den Lernenden. Wenngleich Maßnahmen auf der Ebene der Tiefenstrukturen im Unterricht nicht unmittelbar beobachtbar sind, werden sie als ausschlaggebend für gelingendes fachliches Lernen ausgewiesen (Köller 2014). In der Unterrichtsqualitätsforschung werden die kognitive Aktivierung, Klassenführung und konstruktive Unterstützung als zentrale Basisdimensionen der Tiefenstruktur ausgewiesen (Klieme et al. 2006; Seidel et al. 2021). Dieser generische Modellansatz wird vielfach rezipiert, wobei die Notwendigkeit einer fachspezifischen Ausschärfung postuliert wird (Praetorius & Gräsel 2021). In der Geographiedidaktik können erste Modellerweiterungen dokumentiert werden (u. a. Ohl & Streitberger 2017; Mehren & Mehren 2022), wobei empirische Legitimierungen bisweilen ausstehen. Hierzu gilt es offene Fragen zur Operationalisierung der spezifischen Kennzeichen von Qualität des Geographieunterrichts aus empirischer, unterrichtspraktischer sowie transferbezogener Perspektive zu explizieren.

Im Rahmen der Session sollen geographiedidaktische Modellierungen sowie Untersuchungen zur Unterrichtsqualität vorgestellt und diskutiert werden, um zentrale Stellschrauben für die Qualitätssteigerung von Geographieunterricht zu identifizieren.