Mensch-Natur Beziehungen: Transformative Hebelpunkte in der Stadtplanung?
Abstract
Die vielfältigen globalen Krisen, wie der Klimawandel oder die Covid-19-Pandemie, machen sichtbar, wie abhängig unsere menschlichen Lebensweisen von ökologischen Prozessen sind. Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen sieht in der Verbundenheit der Gesundheit aller Lebewesen einen Schlüssel zur Nachhaltigkeit und fordert einen umfassenden Blick auf eine planetare Gesundheit. Ein wichtiger Baustein für die Transformation zu einer planetaren Gesundheit ist die Entwicklung und Gestaltung urbaner Lebensräume durch die Raum- und Umweltplanungen. Welche Herausforderungen ergeben sich für die städtische Planung, wenn nicht nur der Schutz und die nachhaltige Nutzung von Natur und Landschaft, sondern gesunde Beziehungen zwischen menschlicher und außermenschlicher Natur als Aufgabe der Planung betrachtet werden? In Planungstheorie und -praxis etabliert sich zunehmend ein Bewusstsein für die Notwendigkeit eines transformativen Wandels der Raumentwicklung, in der Planende als zentrale Akteure eine aktive und integrativ steuernde Rolle übernehmen. Zuletzt sichtbar an der Berliner Erklärung der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung, die eine umfassende kulturelle und strukturelle Transformation in den Planungsdisziplinen fordert. Ein transformativer Wandel umfasst dabei nicht nur einen veränderten Umgang mit physischen Mensch-Natur Beziehungen (z.B. Ressourcennutzung), sondern ebenso einen Wandel in den Normen und Regeln der Planungsinstitutionen sowie in den Werten der Planungsakteure und in ihren kollektiven Leitbildern in Bezug auf den Wert von Natur.
Im Rahmen des DKG ’23 möchte ich mein Promotionsvorhaben vorstellen, das sich den skizzierten Herausforderungen widmet und die Frage untersucht, wie Mensch-Natur-Beziehungen als Hebelpunkte für Nachhaltigkeitstransformationen in der Stadtplanung (besser) berücksichtigt werden können? Im Mittelpunkt meines Vortrags stehen die Ergebnisse einer systematischen Literaturstudie, die die Rolle der Mensch-Natur Beziehungen in der Stadtplanung aufzeigt und angesichts möglicher Hebelpunkte diskutiert. Dabei wird beleuchtet, welche Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen für die Gestaltung der zukünftigen Stadtplanung gezogen werden können. Abschließend wird ein Ausblick auf die nachfolgenden Schritte des Promotionsvorhabens gegeben. Diese sind eingebettet in ein transdisziplinäres Wissensverständnis und zielen darauf ab, gemeinsam mit Stadtplanenden Zielwissen (Visionen und Leitbilder) für die Große Transformation zu entwickeln. Dabei soll auf Basis von Artmann (2023) die Mensch-Natur Partnerschaft als positive Vision gesunder Mensch-Natur-Beziehungen im Kontext von Stadtplanung konzeptionell weiterentwickelt und angewendet werden. Als Forschungsformat dient ein ko-kreatives Rollenspiel, um gemeinsam mit Stadtplanenden Visionen und Transformationspfade hin zu einer urbanen Mensch-Natur Partnerschaft zu entwickeln.