Multiple Krisen und beschleunigter Wandel: Was kann Raumplanung?
Abstract der Sitzung
Wir stehen derzeit vor vielfältigen Herausforderungen in einer Zeit von Krisen. Sei es die Umsetzung der Verkehrs- und der Energiewende, die Anpassung an den Klimawandel, Hochwasserschutz oder der Erhalt der Daseinsvorsorge in einer alternden Gesellschaft: alle Krisen manifestieren sich in Räumen und müssen auch dort – planerisch – bewältigt werden. Obwohl der Bedarf an der Steuerung räumlicher Entwicklung und die Gestaltung notwendiger räumlicher Transformationsprozesse bedeutsam und drängend sind, sinkt die politische Bedeutung von Raumplanung und -ordnung signifikant. Hinsichtlich der Planungspraxis bestehen zudem Kritikpunkte, wie extrem lange Verfahren und komplexe, wenig flexible Planwerke in Zeiten raschen Wandels sowie Umsetzungsdefizite. Gleichzeitig steht die Planung durch politischen Populismus vor soziopolitischen Herausforderungen, die weit über bekannte NIMBY-Problematiken hinausgehen.
Mit Blick auf den beschleunigten Wandel müssen die verschiedenen Ebenen und Akteure der Planung anpassungs- und reaktionsfähig bleiben: Es bedarf variabler, reversibler Lösungen – im Sinne von resilienten Strukturen, die aufgrund ihrer Vielfalt und Anpassungsfähigkeit für unterschiedliche Zukünfte gerüstet sind. Was heißt das konkret? Und wie schaffen es Raumplaner\*innen, sich hier mit ihren Kompetenzen zielführend einzubringen?
In dieser Fachsitzung wollen wir zugleich die aktuellen Herausforderungen und Krisen der Planung sowie ihre möglichen Zukünfte diskutieren. Dabei reicht das zu betrachtende Feld von raum- und planungsbezogener Politik, dem administrativen System und Governance-Arrangements, Planungsmethoden und -instrumenten bis hin zu Planungsprozessen. Folgenden Leitfragen wollen wir nachgehen:
- Was werden zukünftig die zentralen Herausforderungen und Aufgaben für die räumliche Planung sein?
- Ist das derzeitige Planungssystem geeignet, um zentrale räumliche Transformationsprozesse (aktiv) zu steuern?
- Welchen politischen und gesellschaftlichen Stellenwert hat Raumplanung in Zeiten multipler Krisen (unter Berücksichtigung weiterer raumwirksamer Akteure)?
- Welche Rolle spielen Raum- und Planungswissenschaften bei der Bewältigung planerischer Krisen und der Gestaltung der zukünftigen Planung?
- Werden Planer\*innen adäquat auf anstehende Aufgaben und Herausforderungen vorbereitet?
- Welche Rollen, Selbstverständnisse, Traditionen und Orientierungen übernehmen und vertreten Planer\*innen?
Diese Fachsitzung richtet sich an alle Raum- und Planungswissenschaftler\innen und -praktiker\innen. Gemeinsam wollen wir die Krisen und Zukünfte der räumlichen Planung aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten. Die Konzeption der Fachsitzung entstand im ARL-Arbeitskreis „Zukunft der Planung“.