Mögliche Gebäudezukünfte und der Rhythmus des Dazwischen

Vortrag
Sitzungstermin
Freitag (22. September 2023), 16:30–18:00
Sitzungsraum
HZ 11
Autor*innen
Hendrikje Alpermann (Université de Lausanne)
Kurz­be­schreib­ung
Für die Hochhausscheiben A-E im Zentrum von Halle-Neustadt wurden während der Jahrzehnte deren Leerstands zahlreiche mögliche Zukünfte zwischen Abriss und Erhalt entworfen, diskutiert und beschlossen, ohne dass diese jedoch eine Materialisierung fanden. Im Vortrag wird der Trajektorie einer solchen möglichen Zukünfte gefolgt, um den Rhythmus des Standby-Modus, in dem sich die Gebäude dem Argument des Beitrags zufolge befinden, aufzuspüren. Anhand der Untersuchung des Verhältnisses von Netzwerken und Projekt sowie von Ereignissen und Prozess werden Kontinuität und Wandel in Standby als Modus des Dazwischen diskutiert.
Schlag­wörter
Mögliche Zukünfte; Gebäude; Rhythmus; Standby

Abstract

In einem Standby-Modus (also zwischen ‚on‘ und ‚off‘), so argumentiert dieser Beitrag, befinden sich nicht nur die ‚Hochhausscheibe A-E‘ genannten Hochhäuser im Zentrum von Halle-Neustadt, sondern Teil des Standby sind auch all jene, die an der Suche nach einer Zukunft für die Gebäude beteiligt sind. Hierzu zählen allen voran die Planer der Stadtverwaltung Halle (Saale), die sich seit Beginn des Leerstands der Hochhausscheiben um das Jahr 2000 der Zukunft der Gebäude wiederkehrend widmen und diese in der Entwicklung von Szenarien und dem Navigieren zwischen nahen und fernen Zukünften, aber auch im Ringen mit Fördermittelgebern, dem Stadtrat, Bürgern und Investoren, bemüht sind zu formen. Während der Jahrzehnte des Leerstands wurden zahlreiche mögliche Zukünfte zwischen Abriss und Erhalt entworfen, diskutiert und beschlossen, ohne dass diese jedoch über Jahrzehnte eine Materialisierung fanden.

Grundlage für den Kurzvortrag ist ein Dissertationsprojekt, in dem zeitliche, materielle und politische Koordinaten von Standby als Modus des Dazwischen beschrieben werden. Die Forschung basiert auf einer ethnographischen Studie städtischer Planungspraktiken. Eine zentrale Quelle bilden Dokumente aus den Archiven der Stadtverwaltung wie Briefe und Emails, Protokolle, Konzepte und Pläne, anhand derer die Suche nach der Zukunft und das Aushandeln von (Un‑)Möglichkeiten nachvollzogen werden können.

Der Kurzvortrag spürt den Rhythmus von Standby auf, der sich aus den nicht-linearen Trajektorien möglicher Zukünfte für die Gebäude ergibt. Für den Vortrag werden Trajektorien einer solchen möglichen Zukunft nachvollzogen und das Verhältnis von Netzwerken und Projekt sowie von Ereignissen und Prozess analysiert. Beleuchtet werden damit Kontinuität und Wandel in auf die Zukunft ausgerichteter Konfigurationen im Standby-Modus.