Naturbegegnungen in der nahen Umgebung: Eine touristische Erfahrung der (De)Kommodifizierung

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 11:00–12:30
Sitzungsraum
HZ 3
Autor*innen
Nora Müller (Universitat de les Illes Balears)
Inmaculada Díaz Soria (Universitat Autònoma de Barcelona)
Kurz­be­schreib­ung
Das Ziel unseres Beitrages ist es, die Transformation von Naturräumen in Tourismusprodukte zu untersuchen. Konkret analysieren wir: i) die Kommodifizierung als Ausdruck der gestörten Mensch-Umwelt Beziehung; ii) bestehende Räume für Proximitätstourismus und ihre Charakteristika, insbesondere in Beziehung zu Prozessen der Kommodifizierung; und iii) die Erreichbarkeit und Zugänglichkeit dieser Räume, die, nach unserem Verständnis, menschliche Bedürfnisse nach Kontakt mit der Natur befriedigen können und somit ein Potential bieten, die Mensch-Umwelt Entfremdung (als Ausdruck der touristischen Inwertsetzung von Natur) zu überwinden.

Abstract

Die Coronavirus Pandemie hat ein gestörtes Verhältnis von Mensch und Natur aufgezeigt und ein grundlegendes Bedürfnis der Menschen, Natur zu begegnen sowie sich in ihr zu bewegen, hervorgehoben. Aufgrund des Lockdowns haben Naherholungsgebiete in der Natur einen Anstieg der Besucherzahlen vermerkt. Nichtsdestoweniger, bestätigt dieser Anstieg vorherige Trends wie die Zunahme der Vielfältigkeit von Outdoor Aktivitäten oder die steigende Bedeutung naturnaher Tourismusformen (einschließlich Ökotourismus, Aktivtourismus, etc.), die in manchen Fällen Überfüllung und Overtourism zur Folge haben.

Vor diesem Hintergrund, ist es unser Ziel die Transformation von Naturräumen in Tourismusprodukte zu untersuchen. Konkret analysieren wir: i) die Kommodifizierung als Ausdruck der gestörten Mensch-Umwelt Beziehung; ii) bestehende Räume für Proximitätstourismus und ihre Charakteristika, insbesondere in Beziehung zu Prozessen der Kommodifizierung; und iii) die Erreichbarkeit und Zugänglichkeit dieser Räume, die, nach unserem Verständnis, menschliche Bedürfnisse nach Kontakt mit der Natur befriedigen können und somit ein Potential bieten, die Mensch-Umwelt Entfremdung (als Ausdruck der touristischen Inwertsetzung von Natur) zu überwinden.

Wir nähern uns unseren Zielen durch die Erforschung vier relevanter Fälle für Proximitätstourismus in der Natur. Einerseits zwei Fälle aus der Serra de Tramuntana (Mallorca), ersten La Trapa und zweiten Muntanya del Voltor. Andrerseits zwei Fälle in der Umgebung von Barcelona, erstens Serra de Teià und zweitens der östliche Teil des Parkes Serralada Litoral. Wir haben partizipative Beobachtung und Interviews mit Akteuren und Nutzer*innen der Gebiete durchgeführt. Darüber hinaus haben wir Sekundärdaten zu den Fällen untersucht, zum Beispiel Management- und Strategiepläne.

Die vier Fälle sind aufgrund ihrer Lage von besonderem Interesse, da sie einerseits in der Nähe touristischer Destinationen für Strandurlaub (Mallorca) und Städtetourismus (Barcelona) liegen und sich andererseits in der Umgebung städtischer Räume (30-60 Minuten Anfahrtszeit) befinden. Darüber hinaus, sind die Besucherzahlen in allen vier Fällen während der Pandemie stark gewachsen und Manager*innen der Gebiete berichten von Situationen der Überfüllung. Einige Fälle waren bereits vor dem Ausbruch der Pandemie beliebt. Dies lässt sich als Folge der Förderung naturnaher Tourismusformen in Verbindung mit der Kommodifizierung von Natur erklären sowie durch ihre gute Erreichbarkeit und Zugänglichkeit für verschiedene Besuchergruppen (Kinder, Wanderer, ältere Personen, etc.) und ihre Nähe zu urbanen und touristisch entwickelten Gegenden. Mit dem Studium dieser vier Fälle tragen wir zu neuen Erkenntnissen über Proximitätstourismus und seine Rolle für und Auswirkungen auf die Nutzung von Natur als Erholungsraum bei. Wir präsentieren abschließend eine Forschungsagenda für Tourismus und Freizeit in naturnahen und leicht erreichbaren Räume.